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Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik


Inhalt

Vorwort . 3
Im Anfang . 4
Was heißt Judentum? . 5
Grundlagen jüdischen Glaubens . 8
- Gott (jüdische "Theologie") . 8 - Mensch (jüdische Anthropologie) . 10 - Schriften (Tora, Talmud, Midrasch) . 11 - Messiashoffnung . 14 Gebet, Synagoge, religiöse Bräuche und Feste . 15
- Sabbatbräuche . 17 - Feiertage, das jüdische Jahr . 20 Ethik und Erziehung . 24
Historische Aspekte, Politik . 27
- Geschichtliches . 27 - Antisemitismus, Holocaust . 27 - Land und Staat Israel . 30 - Juden in Deutschland heute . 31 Weiterführende Gedanken . 3
Glossar . 3
Literaturhinweise . 3
Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik


Vorwort

Kaum jemand hätte es wohl für möglich gehalten, jedoch gerade 55 Jahre nach der
Reichspogromnacht brannte in Deutschland wieder eine Synagoge. Es ist allerhöchste Zeit, uns nicht nur der schrecklichen Dinge, die wir Deutschen gegenüber den Juden zu verantworten haben, sondern ganz besonders auch der gemeinsamen Wurzeln, die uns als Christen mit den Juden verbinden, zu erinnern. Antijüdische Vorurteile finden nicht zuletzt dadurch wieder fruchtbaren Boden, weil beim weitaus größten Teil der Bevölkerung kein direkter und bewusster Kontakt mehr zu Juden und jüdischen Gemeinden besteht. Aber nur Begegnung, Kontakt und Gemeinschaft können Einstellungen ändern. "Erinnern und Begegnen" nennt sich daher auch ein Projekt junger Christen mit
diesem Anliegen. Es ist in unserer Nachbardiözese Freiburg entstanden und beginnt mittlerweile, auch in unserem Bistum Fuß zu fassen. Dr. Reinhold Boschki, der diese Initiative mit ins Leben gerufen hat, war freundli-
cherweise bereit, auf dem Hintergrund seiner Erfahrungen und Kenntnisse das Heft unserer "Orientierungen" zum Thema Judentum zu verfassen. An dieser Stelle möch- te ich nicht nur ihm, sondern auch Herrn Landesrabbiner Joel Berger sowie den
Herren Dr. Pierre Loeb (Basel) und Paul Rosenkranz (Stuttgart) für ihre freundliche
Unterstützung und Mitarbeit herzlich danken. Die vorliegenden "Orientierungen" möchten durch eine solide Grundlageninformation Vorurteilen entgegenwirken und den notwendigen Prozess hin zu einem geschwister- lichen Miteinander von Juden und Christen in unserer Diözese unterstützen und för- Rottenburg, im April 1994 Dr.Wolfgang Rödl Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

Im Anfang . schuf Gott Himmel und Erde. Dieser Eröffnungssatz der hebräi-
schen Bibel, dem "Alten Testament", ist eine wesentliche Glaubensaussage des jüdi- schen Volkes: Der Mensch sieht sich in die Geschichte Gottes mit der Welt einge- Im Anfang . der großen monotheistischen Religionen steht die Geschichte
Israels, aus dessen Schoß später Christentum und Islam hervorgingen. Das Juden- tum ist die Wurzel der christlichen und muslimischen Religion. Im Anfang . der Beschäftigung mit dem Judentum stehen die Bemühungen,
eine neue und vorurteilsfreie Begegnung zwischen Christen und Juden zu ermögli- Das Zweite Vatikanische Konzil hat das Verhältnis zwischen Christentum und Ju-
dentum epochal erneuert. Das Konzil wünscht die "gegenseitige Kenntnis und Ach- tung" und das "brüderliche Gespräch" (Nostra Aetate 4). Der Dialog muss behutsam und im Bewusstsein der historischen Ereignisse geführt werden. Viel zu lange haben Christen die jüdische Religion als "überholt" betrachtet, sie abgelehnt und verfolgt. Die Deutsche Bischofskonferenz schreibt: "An die Stelle des unter Christen noch immer mehr oder weniger weiterlebenden Antisemitismus' muss der von gegenseitiger Liebe und Verstehen getragene Dialog treten." Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

Was heißt Judentum?

Die Frage nach dem Judentum ist zuallererst eine Frage an jede und jeden von uns selbst: Wie nehmen wir "das Judentum" wahr, in welchen Kategorien deuten wir es und wie sprechen wir von "den Juden"? Ist es erlaubt - so die Ausgangsfrage dieser Beschäftigung mit der jüdischen Religion und Kultur - von "dem Judentum" als einer einheitlichen Größe zu sprechen? Bereits das biblische Israel war in 12 Volksstämme aufgeteilt, deren Väter und Gründergestalten die 12 Söhne Jakobs sind. Jeder dieser Stämme hat seine eigene Gestalt, seine eigenen Aufgaben und Gewohnheiten, bekam seinen eigenen Lebens- raum zugesprochen, besaß und besitzt seine eigene wechselvolle Geschichte. Das alte Israel war keineswegs eine homogene Gruppe. Im Gegenteil, bisweilen lieferten sich die Stämme, wie bereits ihre Urväter (etwa Joseph und seine Brüder), heftige Auseinandersetzungen und bildeten später sogar eigene Königreiche. Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

Auch heute ist das Judentum kein einheitliches Gebilde, das mit Hilfe weniger, einfa- cher Schablonen wahrgenommen werden könnte. Diesem Fehler, das Judentum in bestimmten, vorgeprägten Bildern zu verstehen, verfallen nicht selten auch jene, die sich dem jüdischen Selbstverständnis mit den besten Absichten nähern. Es gilt also zuallererst, die Vielfalt und den Reichtum des Judentums zu entdecken, um nicht eingleisigen Wahrnehmungen aufzusitzen. Dabei taucht die erste Schwierigkeit auf: Was ist das Judentum eigentlich? Ist es eine Religion? Ein Staat? Eine vererbte menschliche Existenzweise? Der Rabbiner Leo Prijs gibt auf derlei Fragen eine vielfältige und tiefgründige Antwort: "Judentum ist Religion, - die Religion, die der Menschheit
die zehn Gebote geschenkt hat.
Judentum ist auch Volk, zunächst im eigenen Land Israel,
dann durch die Jahrhunderte hindurch zerstreut in aller
Herren Länder, und nun wieder zum Teil im eigenen Land.
Judentum ist aber auch eine Lebensweise, es greift hinein
ins volle Menschenleben' und kann daher ebenso wenig
systematisiert und schematisiert werden wie das Leben."
Hier wird das Judentum in einer dreifachen Weise verstanden: 1. . als eine Religion: Die Beziehung des Menschen zu Gott, sein Verwiesensein
auf den Gott, von dem die biblischen Schriften künden, ist das erste, charakteris- tische Merkmal des Judentums. Gott wird innerhalb einer bestimmten Gemein- schaft geglaubt, zu ihm wird in einer bestimmten Tradition gebetet. Die religiöse Überlieferung formt einen Schatz an Bräuchen und festen Riten, Gebeten und Geboten, Gesängen und Festen, welche die Gemeinschaft der Gläubigen verbin- Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

det. Jedoch selbst das religiöse Judentum heute hat (wie Christentum und Islam) eine vielfältige Gestalt. Die Spannweite reicht von dem orthodoxen über den konservativen bis hin zu dem liberalen Flügel. Auch der Chassidismus, im 18.
Jh. In Osteuropa entstanden, ist eine weit verbreitete Strömung des Judentums, die zum orthodoxen Zweig gehört. 2. . als ein Volk: Das Judentum versteht sich nicht nur als eine Religion, es be-
greift sich auch genealogisch, d.h. von einer Abstammung und einer Abfolge von Generationen her. Jude ist, wer eine jüdische Mutter hat oder zum Judentum ü- bergetreten ist. Dieser Gedanke darf jedoch keineswegs „völkisch" oder „rassisch" missverstanden werden, denn das Judentum ist, wie andere Religionen ebenso, niemals eine einheitliche Volksgröße gewesen. 3. . als eine Lebensweise: Viele Juden heute verbindet nicht allein eine religiöse
Anschauung oder eine gewisse Abstammung, sondern ein kulturelles Band. Ge- schichten und Erinnerungen, philosophische und künstlerische Kreativität, be- stimmte Lebensanschauungen und Lebensweisen prägen Denken und Handeln. Das Judentum hat viele und vielfältige Aspekte.
Zwischen diesen drei Merkmalen jüdischer Existenz, gibt es eine im Judentum alles dominierende und verbindende Brücke: Erinnerung. Das hebräische Wort "Zachor!
- Erinnere Dich!" gilt - so der jüdische Schriftsteller Elie Wiesel - als Grundwort jüdi- scher Existenz. Die religiöse Erinnerung an die Taten Gottes an seinem Volk Israel fließen zusammen mit der Erinnerung an die Geschichte und Tradition des jüdischen Volkes und mit dem Gedächtnis des Leidens. Erinnerung an Heil und Unheil, Erlö- sung und Exil (ge ula und galut), Befreiung und Unterdrückung bis hin zur Schoah
(Vernichtung) prägen das jüdische Bewusstsein in Geschichte und Gegenwart. Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

Grundlagen jüdischen Glaubens:
Gott (jüdische "Theologie")
Wenn es in der jüdischen Religion ein Grundbekenntnis gibt, das den Rang eines "Credo" wie den des christlichen oder muslimischen Glaubensbekenntnisses ein- nimmt, so ist es unzweifelhaft das biblische Hauptgebot des Buches Deuteronomium "Höre Israel!
Der Herr ist unser
der Herr ist einzig"
(Dtn 6,4)
Das Bekenntnis Israels ist das Bekennt- nis zu dem einen Gott. Er ist Schöpfer aller Dinge ("Im Anfang schuf Gott ."), Herr des Lebens und Begleiter des Menschen auf seinem Weg durch Welt und Zeit. Das menschheitsgeschichtlich erste bedeutende Bekenntnis zum Monotheismus war von den Vorfahren Israels geprägt und wurde zum Grundstein der Entstehung der drei großen monotheistischen Religionen: Judentum, Christentum und Islam. Der Glaube an den einzigen und einzigartigen Gott wurde zunächst völlig frei von menschlichen Bildern und Vorstellungen gehalten, um die Größe Gottes, die alle weltlichen Begriffe übersteigt, zum Ausdruck zu bringen. Der Monotheismus ist somit eine deutliche Abwehr der im damaligen Orient üblichen Anbetung von Götzenbildern oder natürlichen Dingen (Bäumen, Quellen). Dieser Intention dient das Bilderver- bot, das innerhalb der zehn Gebote einen wichtigen Platz einnimmt: "Du sollst dir kein Gottesbild machen ." (Ex 20,4). Die Herrlichkeit des einen Gottes überragt menschliches Fassungsvermögen. Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

Dennoch, der Kern der biblischen Botschaft ist die Verkündigung eines Gottes, der dem Menschen zugewandt ist, der zum Menschen spricht und zu dem der Mensch Kontakt aufnehmen kann. Biblische Geschichte ist die Geschichte Gottes mit dem Menschen und des Menschen mit Gott. Gott gibt sich zu erkennen - trotz der Un- möglichkeit, ihn in menschlichen Kategorien zu beschreiben. Er offenbart seinen Namen: "Eheye ascher eheye - Ich bin, der ich bin." (Ex 3,14)
Manche Übersetzungen verdeutlichen die offenbarte Eigenschaft Gottes: "Ich bin
der Ich-bin-da'". Der Gott Israels ist der Daseiende, dem Menschennahe, beson-
ders dem Menschen in Not. Noch präziser ist die futurische Übersetzung dieser für das Gottesverständnis der Bibel so entscheidenden Stelle: "Ich werde sein, der ich sein werde", oder: "Ich werde der sein, als der ich mich erweisen werde", womit die heilsgeschichtliche Perspektive mit ins Spiel kommt: Gott wirkt innerhalb der menschlichen Geschichte, er verschafft seinem Volk und dem Menschen das Heil, weil er das Heil des Menschen will. Hier zeigt sich, dass Gott in der jüdischen Religion weder "gesichtslos" (ohne Ant- litz, ohne Eigenschaft), noch "geschichtslos" (ohne Wirkung, ohne Zuwendung) verstanden werden kann. Gott im "Alten Testament" ist - entgegen einem unter Christen weit verbreiteten Vorurteil - ein Gott der Barmherzigkeit, der Nähe und der Liebe zum Menschen, keineswegs nur der strenge, zürnende, strafende Richter. Er ist nicht ein "Gott der Rache", sondern Gott der Gerechtigkeit und Anwalt der Ge- rechten. Er lehnt die Sünde ab, nicht aber den Menschen, auch nicht den sündigen Menschen. Der Weg zur Teschuwa (Umkehr) steht immer offen, was insbesonde-
re in der Liturgie des Neujahrs und Versöhnungstags zum Ausdruck kommt. Gott steht auf der Seite der Schwachen, der Witwen und Waisen, der Wehr- und Besitzlosen. Die Psalmen-Beter und Propheten verkünden: Gott ist der Hirte des Menschen und der Recht- und Frieden-Schaffende. Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik


Mensch
(jüdische Anthropologie)
Wie Gott einzig und einzigartig ist, ist auch der Mensch einzig und einzigartig. Theologie und Anthropologie bil- den im Judentum eine tiefe Einheit. Die Menschheit ist unteilbar, es gibt von ihrer Abstammung her keine besse- ren und keine schlechteren Menschen. Dieser Gedanke will die Achtung und Ehrfurcht vor jedem anderen Men- schen ermöglichen. Die wichtigste jüdische Schrift neben
der Bibel, der Talmud, schreibt:
"Weshalb ist nur ein einziger Mensch zu Beginn er-
schaffen worden? - Um dich zu lehren, dass jener,
der einen einzigen Menschen vernichtet, gleichsam
die ganze Menschheit vernichtet hat."
"Wer nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze
Welt."
Der Mensch – dies ist die Mitte des jüdischen Menschen- bildes – wird in seiner Verwiesenheit auf Gott verstanden. Vom ersten Atemzug an ist der Mensch der Partner Got- tes, der Gesprächs- und Bundespartner, nicht nur eine Marionette eines übermächtigen Herrschers. Das menschliche Tun hat in der jüdischen Religion eine emi- nente Bedeutung: Der Mensch kommt Gott nahe, indem er die Gebote Gottes hält, sie mit Leib und Seele lebt und täglich praktiziert. Für praktizierende Juden ist der Alltag ist nicht vom reli- giösen Leben getrennt, beides durchdringt sich gegen- Die Erschaffung des Menschen: Die Erschaffung Evas seitig. Die Gebetszeiten, die Speiseregeln, Fest- und Marc Chagall Feiertagsordnungen verbinden den Menschen Tag ein, Tag aus mit Gott. Sie schufen ein reiches Brauchtum. Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

Die wichtigsten Schriften der jüdischen Religion sind die Bibel und der Talmud. Die
hebräische Bibel, die von Christen als "Altes Testament" bezeichnet wird (nach dem Bibelwissenschaftler Erich Zenger besser: "Erstes Testament" genannt, um nicht zu suggerieren, die jüdische Bibel sei veraltet'), wird von Juden üblicherweise in drei Abschnitte unterteilt: - Tora (= Weisung; die fünf Bücher Mose)
- Newi'im (= die prophetischen Bücher)
- Chetubim (= die Schriften).
Nach den Anfangsbuchstaben dieser drei Bibelteile, wird die jüdische Bibel auch Tenach (T'e-N'a-Ch) genannt. Die Tora (Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri, Deute-
ronomium; oder: die fünf Bücher Mose = der Pentateuch) bildet den Kern und die Grundlage der jüdischen Religion. Deshalb wird sie im religiösen Leben, im Gottes- dienst, am Sabbat, an Feiertagen und im Studium hoch geachtet und verehrt. Die Tora ist die Offenbarung Gottes in der Welt. Sie ist, so Landesrabbiner Joel Berger, teils eine Offenbarung durch die Tat (Gottes Heilstaten in der Geschichte), teils eine Offenbarung durch das Wort (Gottes Gebote für die Menschen). Wer die Tora täg- lich studiert, wer nach der Tora lebt, wer ihre Weisungen einhält, erkennt Gott. Die Torarolle ist die handschriftliche, hebräische Abschrift der fünf Bücher Mose für den gottesdienstlichen Gebrauch. Im Laufe eines Jahres wird sie einmal im ganzen Umfang vorgetragen. Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

Neben dieser schriftlichen Lehre gibt es auch die mündliche Lehre, die von Generati- on zu Generation mündlich weitergegeben wurde. Ohne diese mündliche Ergänzung ist die Tora nicht zu verstehen. Deshalb sind nackte Zitate aus der Tora oft missver- ständlich und leisten gar bösartig falsch verstandenen Interpretationen Vorschub. Diese mündlichen Überlieferungen wurden mehr und mehr verschriftlicht. Die so entstandenen Texte legen die Bibel mannigfaltig aus. Sie schmücken die biblischen Geschichten aus, fügen Gedanken und weitere Geschichten an und kommentieren sie. Der Kommentar biblischer Worte ist Kennzeichen jüdischer Religiosität. Immer wieder werden die alten Erzählungen für die jeweilige Zeit neu interpretiert, was in den ersten Jahrhunderten nach Christi im Judentum zu dem reichen Schrifttum des Talmud (wörtl.: Lehre) führte. Die Kommentierung und Kommentierung der Kom-
mentierung sind ein endlos fortschreitender Prozess, ein Dialog mit den Autoren früherer Generationen auf dem Weg immer neuen Verständnisses der heiligen Die Leseanordnung des Talmud zeigt: Im Mittel-
punkt steht der biblische Text, ein Zitat oder Ge- danke aus der Schrift. Im Laufe der Jahrhunder- te hatten die jüdischen Gelehrten und Rabbinen das Zentrum herum ge- schrieben, was später Anlas zu neuen Kommen- tierungen wurde. Jüdi- sche "Theologie" in ihrem Kern ist Kommentar. Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

Weiteres umfangreiches Schrifttum, Marc Chagall: Der Rabbiner etwa der Midrasch (wörtlich: Ausle-
gung) gesellte sich hinzu. Auch die mittelalterlichen mystischen Schrif- ten, die Kabbala, sind meist Inter-
pretationen und spekulative Ausle- gungen biblischer Bücher. Die Kommentierung wird als fortdauern- de Offenbarung verstanden. Dem Studium der Schriften wird im Juden- tum eine hohe Bedeutung zugemes- sen. Die Gelehrten der Schrift wer- den besonders geachtet: Rav
(Meister, Lehrer) ist der Titel für ei- nen Schriftgelehrten seit talmudi- scher Zeit; Rabbi (mein Meister,
mein Lehrer) ist der Ehrentitel für den Rabbiner, der das religiöse O- berhaupt einer Gemeinde darstellt. Die religiöse Sprache ist die Hebräische. Als "Sprache Gottes" bei der Schöpfung und bei der Offenbarung am Sinai wird sie als heilige Sprache verstanden und ver- ehrt. Jedem Buchstaben des Hebräischen Aleph-Bet kommt eine besondere Bedeu-
tung zu. Alle wesentlichen jüdischen Schriften wurden bis in die Neuzeit auf Hebrä- isch verfasst. Das Hebräische ist bis heute die Sprache des traditionellen Gottes- dienstes. Im modernen Israel wurde Hebräisch zur offiziellen Landessprache erho- ben (Ivrit = Neuhebräisch) und damit die Sprache der Bücher und des Gottesdiens-
tes nach Jahrtausenden wieder zur Umgangssprache gemacht. Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

"Die Juden haben die Geschichte erfunden", heißt es in einer augenzwinkernden, aber sicher treffenden Bemerkung. Gemeint ist das geschichtliche Denken, wonach menschliche Existenz als eine Abfolge von historischen Ereignissen gedeutet wird; die früheren Geschehnisse haben Auswirkungen auf die späteren. Der Mensch - so die jüdische Eschatologie (= Lehre von der Heilsgeschichte) - ist nicht unentrinnbar eingebunden in die "ewige Wiederkehr des Gleichen", bei welcher es im Laufe der Zeit keine Veränderung, keinen Fortschritt gibt. Die menschliche Geschichte strebt einem Ziel zu, so die jüdische Grundüberzeu- gung. Menschliches Leben und menschliches Tun haben in diesem Prozess ihren wesentlichen Platz und Sinn. Das Ziel der Geschichte ist die Erlösung der Welt durch Gott und seinen Messias (hebr. Maschiach = der Gesalbte). Die jüdische Religion
erwartet eine menschliche Messiasgestalt, die die Welt und den Lauf der Dinge von Grund auf verändern, d.h. sichtbar erlösen wird. Der jüdische Messianismus hat in der Geschichte Israels bisweilen beträchtliche Wandlungen durchgemacht. Er konnte apokalyptisch geprägt sein, d.h. ein ka- tastrophisches Ende der Weltzeit erwartend, oder im Sinne einer messianischen Er- neuerung verstanden werden, wonach die Welt sich in ein Reich des Friedens und der Versöhnung verwandeln wird. In einer bedeutenden Denkrichtung wird dem Menschen eine wichtige Aufgabe im Prozess der Erlösung zugebilligt: sein Tun, sein Leben sind erlösungsrelevant. Allen Richtungen ist die Erwartung des Endes der Zeit gemeinsam. Die Zeit des Menschen und der Geschichte sind begrenzt, die geschichtliche Bestimmung des Menschen verliert sich nicht im Unendlichen einer unbefristeten Zeit. Gemeinsam ist allen messianischen Strömungen fernerhin die Hoffnung auf eine Zukunft in Gott, ein Glaube an die Auferstehung der Toten. Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

Gebet, Synagoge, religiöse Bräuche und Feste
Gebet

Da das Leben des Menschen, wie gesagt, ganz in seinem Verhältnis zu Gott inter-
pretiert wird, steht die persönliche Gottesbeziehung, das Gebet, im Mittelpunkt des religiösen Lebens der Juden. Das oben erwähnte jüdische Grundbekenntnis, das Bekenntnis zum einzigen Gott, spielt eine entscheidende Rolle sowohl im privaten Gebet als auch im synagogalen Gottesdienst. Dem Höre Israel! (Sch'ma Jisrael,
oder kurz Sch'ma genannt; Dtn 6,4 ff) folgen in der Bibel verschiedene Aufforde-
rungen an die Gläubigen, die in der Tradition strikt beherzigt wurden und werden. Diese Gebote brachten ganz bestimmte Bräuche hervor: So heißt es unmittelbar nach dem Satz "Höre, Israel! Der Herr, unser Gott, der Herr ist einzig" weiter: "Du sollst von (diesen Worten) reden, wenn du zu Hause sitzt und wenn du auf der Straße gehst, wenn du dich schlafen legst und wenn du aufstehst." Der ganze Tag also ist vom Gebet durchwoben. Der Talmud nennt das Gebet den
"Gottesdienst des Herzens". Der biblische Satz wurde Anlaß für drei tägliche, feste - das Morgengebet (Schacharit)
- das Nachmittagsgebet (Mincha)
- das Abendgebet (Maariv)
- das Zusatzgebet (Mussaf) an Feiertagen
Das Morgengebet besteht aus zwei wesent- lichen Elementen: Dem Höre, Israel! sowie
dem Achtzehn-Gebet (Sch'mone Esre), ei-
nem Gebet aus früher achtzehn, heute
neunzehn Bitten, das auch im Nachmittags- und Abendgebet wiederholt wird. Die Gebete werden gerahmt von Segenssprüchen (Be-
rachot) und Danksprüchen, Psalmen, Hym-
nen und Gesangsversen. Tallit (Gebetschal) Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

Der dritte wichtige Gebetstext der drei sogenannten Stammgebete ist neben dem Höre Israel! und dem Achtzehn-Gebet das Kaddisch, ein Lobpreis der Herrlichkeit
und Größe Gottes, das auch in den jüdischen Trauerriten seine Bedeutung hat: Das Kaddisch ist das rituelle Gebet für die Toten. Alle diese Gebete finden sich im jüdi-
schen Gebetsbuch (Sidur = Ordnung, Reihenfolge, da der Sidur die Leseanordnung
und Abfolge der Gebete regelt). Die Bibel verlangt im Rahmen des Höre Israel! nicht allein das täglich mehrfache Gebet, sie will auch, dass der Gläubige die Worte "auf dem Herzen trägt", sie "zum Zeichen an das Handgelenk bindet" und "zum Schmuck an der Stirn trägt"; er soll sie auch "an die Pfosten des Hauses" schreiben (Dtn 6,4 ff). In der wörtlichen Befol- gung dieses Satzes legt der Jude beim Gebet die traditionellen Tephillin (= Gebets-
riemen) um den Arm und an die Stirn. An den ledernen Riemen befinden sich in kleinen Kapseln winzige Pergamente mit biblischen Texten (neben Dtn 6,4-9 auch Dtn 11,13-21 und Ex 13,2-16). Nahezu die gleichen Texte befinden sich in der Me-
susa, einem Holz- oder Metall-Kästchen, das sich an der Wohnungstür eines jeden
religiösen Juden befindet, um der Aufforderung, die biblischen Worte "an die Pfosten des Hauses" zu schreiben, nachzukommen. Ein weiterer wichtiger Gebetsbrauch im Judentum ist das Tragen des Tallit (Gebets-
schal oder Gebetsmantel) beim Morgengebet sowohl werktags als auch am Sabbat und an den Festtagen. Mit dem Tallit umhüllt man Kopf und Oberkörper oder er wird als Schal um die Schultern gelegt. Der ursprüngliche Sinn dieser Handlung ist eben- so wie das teilweise oder ständige Tragen einer Kopfbedeckung (= Kippa; in der
Synagoge für Männer immer verpflichtend) ein Verhüllungsritus: der Mensch soll nicht unverhüllt vor das Heilige, vor Gott selbst treten. Auch die biblischen Propheten verhüllten das Antlitz, wenn Gott ihnen erschien (z.B. Elija auf dem Gottesberg Ho- reb, 1 Kön 19,13). Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

Wie alle wesentlichen Bräuche im Judentum an biblischen oder tal- mudischen Weisungen orientiert sind, ist der heilige Tag der Juden, der Sabbat, in besonderem Maße
von den biblischen Texten geprägt. Das dritte Gebot, "Gedenke des Sabbats und halte ihn heilig!" ist eines der wichtigsten Gebote des religiösen Ju- dentums (Ex 20,8). Der Sabbat ist das Herz der gläubigen Praxis, er führt den
Einzelnen, die Familie und die Gemeinschaft zusammen und nahe zu Gott. Der Sabbat beginnt am Freitag Abend, so wie jeder Tag des jüdischen Kalenders
am "Vorabend" beginnt. Der Schöpfungsbericht der Bibel schreibt: "Es wurde Abend, es wurde Morgen: der erste Tag." (Gen 1), d.h. der erste Tag begann am Abend, der zweite Tag wiederum am Abend des folgenden Tages usw. Der Sabbat ist erfüllt
von einer Vielzahl religiöser Handlungen, deren wichtigste sind: Alle Arbeiten für den Sabbat (Bereiten des Mahls, des Sabbat-Tisches; Reinigung
des Hauses etc.) werden bereits am Vortag des Sabbats (Erew Schabbat), also im
Verlauf des Freitags erledigt. Sobald die Dunkelheit anbricht, genauer: wenn die ers- ten drei Sterne am Himmel sichtbar sind, beginnt der Sabbat. Dann sollen alle Arbei-
ten ruhen, denn auch Gott ruhte am siebten Tag seines Schöpfungswerks (Gen 2,3). Dieser Ruhetag darf nicht mit einem Tag des Faulenzens verwechselt werden. Die klare Aufzählung verbotener Arbeiten an diesem Tag macht deutlich, dass der Sab-
bat der anderen Welt' gewidmet ist. Keine alltägliche Arbeit darf verrichtet werden,
dafür gilt dieser Tag der Besinnung, dem Studium der Tora, dem Besuch von Kran- ken, von Freunden etc. Der Glaubende soll am Sabbat „ in aller Ruhe" die Gelegen-
heit haben, über sein Leben, sein Verhältnis zu anderen Menschen und zu Gott Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

In der Regel gehen die Männer und Jungens der Familie in die Synagoge, die Frauen begrüßen "die Ankunft der Königin Sabbat" zu Hause. Dazu entzündet die Mutter zwei Sabbatkerzen (oder eine Zahl, die der Zahl der Familienmitglieder entspricht) und spricht den rituellen Segen. Mit dieser Zeremonie wird das Alltägliche, Profane, von dem Besonderen, dem Heiligen, getrennt. Das Besondere des Sabbats ist, so der Rabbiner Israel M. Lau, das Gedenken des
Schöpfungswerks, das Gedenken des Auszugs aus Ägypten, das Streben nach Gleichheit (weder die Hausherren, noch die Angestellten, noch die Fremdlinge dür- fen arbeiten), das Feiern der Gemeinschaft in Familie und Freundeskreis. Freude und Besinnlichkeit sind Kennzeichen dieses Tages. Nachdem die Männer den Sabbat in der Synagoge, die Frauen ihn zu Hause emp-
fangen haben, kommen sie in den Familien zusammen, um die Sabbat-Abend-Feier gemeinsam zu begehen. Der Vater segnet die Kinder und spricht über Brot und Wein den Kiddusch (= Sabbat-Segen). Dazu verwendet er einen kunstvoll gefertigten ,
rituellen Kiddusch-Becher. Alle trinken daraus und essen von dem Brot, bevor das vorbereitete Sabbatmahl aufgetischt wird. Den Abend verbringt man in froher Stim- mung, man singt religiöse Lieder und liest aus heiligen Texten. Der Sabbat-Abend wird oft auch in nichtreligiösen Familien eingehalten; er unterstützt die festen Famili- Kiddusch-Becher Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

Am nächsten Morgen geht die ganze Familie zur Synagoge. Synagoge ist das grie-
chische Wort für das hebräische Bet Ha-Knesset (= Versammlungshaus). Der Got-
tesdienst des Sabbat-Morgens hat folgenden Aufbau: 1. "Segenssprüche des Morgens" 2. "Schriftverse des Lobgesangs" (Psalmen etc.) 3. Aufruf zur öffentlichen Andacht 4. Das Höre Israel! (Sch'ma Jisrael) und seine Segenssprüche 5. Das Achtzehn-Gebet (Sch'mone Esre) und seine Segenssprüche 6. Lesung aus der Tora (innerhalb eines Jahres die ganze Tora) 7. Lesung aus den Propheten Diese schematische Darstellung des jüdischen Got- tesdienstes stammt von dem Rabbiner Jakob P. Pe- Der restliche Sabbat wird mit zwei weiteren Mahlzei-
ten, Torastudium und Gebeten verbracht. Zum Sab- bat-Ausgang am Abend gibt es wiederum einen spe- ziellen Ritus, die Hawdala (Unterscheidung zwischen
Heiligem und Profanem): Sie umfasst Segenssprü- che über Wein, Gewürzen und Licht (brennende, in- einander verschlungene Kerzen), das Lied vom Pro- pheten Elija sowie gute Wünsche für die anbrechen- de Woche - alles angefüllt mit reichhaltiger Symbolik. Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

Feiertage, das jüdische Jahr
Erinnerung ist eine Grundkategorie im jüdischen Denken und Leben. Dem Erinnern an geschichtliche Ereignisse, die von Gottes Taten künden, sind insbesondere die jüdischen Festtage gewidmet. Neben dem täglichen Gebet, und dem Feiern des Sabbats sind es die Feiertage, die dem Gläubigen Gottes Wirken in der Welt ins Be- wusstsein rufen. November
Tu b Schewat
Simchat Tora
Sukkot
Jom Kippur
Rosch Ha-Schana

September
Tischa b Aw
Das religiöse Jahr beginnt im Judentum mit dem Neujahrsfest (Rosch Ha-Schana =
wörtl. Kopf, Haupt des Jahres), das meist in den Monaten September/Oktober unse- res weltlichen Jahres liegt. Es bildet den ersten Tag des ersten jüdischen Monats Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

namens Tischri. Der jüdische Kalender richtet sich sowohl nach dem Sonnen- als
auch nach Mondjahr, weshalb die Daten sich jährlich um einige Tage hin und her verschieben. Das folgende Schema zeigt die Struktur des jüdischen Jahreskreises, die wesentlichen Feste und die Bezeichnung der Monate in ihrem Verhältnis zum üblichen Kalender. Zum Stellenwert und Inhalt der einzelnen Feste: 1. Die Hohen Feiertage:
* Rosch Ha-Schana: Neujahrsfest (September/Oktober)
Nach der Überlieferung: der "Geburtstag der Welt". Das rituelle Blasen eines Scho-
far (Widderhorn) umrahmt von Gebeten, Psalmen und Segenssprüchen eröffnet
das neue Jahr. Gleichzeitig beginnt eine zehntägige Zeit der Buße, der innerlichen Reinigung, die durch besondere Gebete gekennzeichnet ist. * Jom Kippur: Versöhnungstag (10 Tage nach Rosch Ha-Schana)
Tag des absoluten Fastens (24 Stunden keinerlei Nahrungs- und Flüssigkeitsauf- nahme), der Buße und der Umkehr. Es ist der höchste und erhabenste Tag im Jahr, der Tag der Vergebung durch Gott, der Versöhnungstag zwischen Gott und Mensch, zwischen dem Menschen und seinem Nächsten - ein weiteres Zeichen dafür, dass das Vorurteil vom jüdischen "Gott der Rache" nicht gehalten werden kann. Das Leit- motiv des Tages lautet: ". und es möge Vergebung finden die ganze Gemeinde Is- rael und der Fremdling unter ihr." Das biblische Buch Levitikus schreibt: "Denn an diesem Tag entsühnt man euch, um euch zu reinigen. Vor dem Herrn werdet ihr von allen eueren Sünden wieder rein." (Lev 16,30) 2. Die Haupt- oder Wallfahrtsfeste:
* Pessach oder Passa (Pascha): Befreiungsfest (März/April)
Das erste der drei Wallfahrtsfeste wird zur Erinnerung an den Auszug aus Ägypten (Exodus), die Befreiung aus der Sklaverei gefeiert. Es dauert acht Tage. Der erste Abend des Festes ist der wichtigste: der Seder-Abend (Seder = wie Sidur: Ordnung,
Reihenfolge). Der Seder-Abend wird nach ganz bestimmten überlieferten Regeln Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

Die Pessach-Haggada ist das Buch der Erzählungen, Gebete und Lobpreisungen
dieses Festes; aus ihr wird gelesen, nach ihr wird gebetet. Der Seder-Tisch ist mit symbolischen Speisen gedeckt: ungesäuerte Brote (Mazzen: die Israeliten hatten
vor ihrer Flucht aus Ägypten keine Zeit mehr, die Brote zu säuern), Wein, grünes Kraut (Dank an Gott für die Früchte der Erde), Salzwasser (Symbol für die Tränen zur Zeit der Unterdrückung), Bitterkraut (Bitterkeit der Sklaverei), braunes Obst- Mus (erinnert an die Lehmziegel, welche die Israeliten in ägyptischer Knechtschaft brennen und schleppen mussten), Lamm oder Hühnerflügel (Andenken an das Passa-Lamm), ein gesottenes Ei (Symbol der Wandelbarkeit der Geschicke). Im Mittelpunkt des Pes-
sach-Festes stehen also
Erinnerung und Erzäh- lung: Erinnerung an das Leiden, Erzählung von der Befreiung. - Das christliche Osterfest steht in enger Bezie- hung zum Pessach- * Schawuot: Wochenfest (7 Wochen nach Pessach)
Fest der Gabe der Tora im Gedenken an die Offenbarung am Sinai, wo Israel die Tora Gottes empfing. - Das christliche Pfingstfest korrespondiert mit Schawuot.
* Sukkot: Laubhüttenfest (Oktober/November)
Ein sieben Tage dauerndes, herbstliches Erntedank-Fest. Zur Erinnerung an das 40 Jahre durch die Wüste ziehende biblische Israel baut man eine Laubhütte (= Suk-
ka; aus natürlichen Materialien, meist aus Schilf) in seinem Garten, Hof oder auf
dem Balkon. Dort werden die Mahlzeiten eingenommen, gebetet und gesungen. * Simchat Tora: Fest der Tora-Freude (ein Tag nach Ende des Laubhüttenfestes)
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Ein Freudenfest zu Ehren der Tora. Die Tora und ihre Weisungen werden nicht als Last verstanden, sondern sind Anlas zur Freude. Man liest den letzten Abschnitt der Tora und beginnt wieder beim ersten - Symbol für die nie endende Bedeutung der Worte Gottes für den Menschen. 3. Weitere Feste und Fasttage:
* Chanukka: Lichterfest (Dezember)
Achttägiges Fest im Andenken an die Wiedereinweihung (=Chanukka) des Jerusa-
lemer Tempels durch Judas Makkabäus im Jahre 165 v. Chr. Jeden Tag wird am Chanukka- Leuchter eine weitere Kerze entzündet, bis alle acht Kerzen brennen. - Reichhaltige Beziehungen gibt es zur Symbolik des christlichen Weihnachtsfestes. * Purim: Losfest (Februar/März)
Fröhliches Fest zur Erinnerung an die Rettung der persischen Juden vor der Vernich- tung (biblisches Buch Ester). Freudige Ausgelassenheit, Verkleidung und Purim- spiele (Parodien auf biblische Texte) sind Kennzeichnen dieses Festes. * Tu b schwat: Neujahrsfest der Bäume (Januar/Februar)
* Tischa b aw: Fasttag zur Erinnerung an beide Tempelzerstörungen (Juli/August)
. und einige andere Feiertage Daneben gibt es einige säkulare Gedenktage neueren Datums wie: * Jom Ha-Schoah: Holocaust-Gedenktag (April/Mai)
* Jom Ha-Azma'ut: Israelischer Nationalfeiertag zum Gedenken an die
Unabhängigkeitserklärung Israels vom 14. Mai 1948. Der Sabbat jedoch ist allen Feiertagen übergeordnet, einzig Jom Kippur, der Ver-
söhnungstag, gilt als Sabbat der Sabbate.
Ethik und Erziehung

Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

Das Judentum insgesamt wurde von dem letzten Oberrabbiner in der Zeit des Natio- nalsozialismus in Deutschland, Rabbiner Leo Baeck, als "ethischer Monotheismus" bezeichnet. Gemeint ist damit: Ethik und Gotteslehre lassen sich in der jüdischen Religion nicht trennen. Die Frage nach dem sittlich richtigen Tun des Menschen und die Frage nach Gott sind zwei Seiten ein und derselben Medaille. Mehr noch, im Einhalten der Gebote Gottes kommt, wie oben bereits angedeutet, der Gläubige Gott nahe. Gott lässt sich nicht theoretisch, "theologisch" oder durch ein rein verbales Bekenntnis erkennen, sondern vor allem durch das tägliche Tun der Tora. Tora sollte nicht mit "Gesetz", sondern wie Martin Buber es übersetzt, mit „Weisung" ins Deutsche übertragen werden. Die Tora weist den Weg, den der Mensch ein- schlagen soll, um ein gottgefälliges Leben zu führen. Weisung und Weg, Tora und Halacha (wörtl.: das Gehen, Wandern eines Weges = der Gebotekatalog, der sich im
Anschluss an die Tora im Laufe der Jahrhunderte entwickelte) gehören zusammen. Die Halacha führt bis ins Detail aus, was die Tora verlangt, sodass jeder die alltägli-
che Lebenspraxis von Geburt bis Tod, das Abhalten des Sabbats und der Feste in rechter Weise vollziehen kann. Die Tora enthält 613 Gebote und Verbote, die Mitzwot (sing.: Mitzwa). Sie mög-
lichst genau einzuhalten, ist für jeden gläubigen Juden erstrebenswert. Da jedoch der Korpus der Gebote sich durch die zugehörigen Auslegungen und Kommentare rasch erheblich vergrößerte, konnten sich nur noch einzelne als Schriftgelehrte her- vortun, die als Rav angesprochen wurden. Später entwickelte sich ein spezielles Amt, das des Rabbiners, der von der jüdischen Gemeinde angestellt ist. Er ist der vielseitige Gelehrte, der die Auslegung der Tora vornimmt, als Autorität in allen reli- giösen und rechtlichen Fragen gilt, Hochzeiten vornimmt und als Leiter des Religi- onsunterrichts den Lehrern vorsteht. Im Cheder, der jüdischen Grundschule, wird den Kindern die hebräische Sprache
und die Tora gelehrt, die Jeschiwa ist die Talmud-Schule. Mit 13 Jahren werden die
jüdischen Jungens, mit 12 bereits die Mädchen religionsmündig und in feierlicher Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

Zeremonie zum Bar Mitzwa ("Sohn des Gebotes") und zur Bat Mitzwa ("Tochter
des Gebotes"; seit dem 18. Jh. vor allem im Reformjudentum) erklärt. Zu den Mitzwot der Tora gehören die jüdischen Speiseregeln, welche bestimmte
Speisen als unrein einschätzen und die rechte Zubereitung vorschreiben. Nur nach diesen Regeln bereitete Speisen sind koscher (= rituell tauglich, genuss- und nut-
Die bekanntesten Gebote sind die am Sinai offenbarten, im Dekalog zusammenge- fassten "Zehn Gebote". Die ersten drei Hauptgebote regeln das Verhältnis des Men- schen zu Gott, die sieben weiteren das Verhältnis der Menschen untereinander: Zwi- schenmenschliches Zusammenleben ist nur möglich, wenn nicht Mord, Diebstahl, Lüge etc. herrschen. Häufig wird übersehen, dass die Mitzwot das menschliche Leben nicht nur gesetz-
lich oder allein vertragsrechtlich regeln. Die leitende Perspektive der Weisungen der Tora ist die Liebe: Gottesliebe und Nächstenliebe gehören zusammen:
Das Höre Israel! wird im biblischen Text direkt durch ein Gebot erläutert: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft." (Dtn 6,5) Und Lev 19,17f gebietet: "Du sollst in deinem Herzen keinen Hass gegen Deinen Bruder tragen. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." Diesen Satz erhob der große Rabbi Akiba zum Grundsatz der Tora. Rabbi Hillel empfahl dem Heiden: "Tue deinem Nächsten nichts, was dir unlieb ist. Das ist der Kern der Tora. Alles übrige ist Kommentar. Gehe hin und lerne." Zur Nächstenliebe gehört in der Tora auch die Fremdenliebe: "Wenn bei dir ein Fremder in euerem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. Ich bin der Herr, euer Gott." (Lev 19,33-34) Neben den bekannten, vom Christentum ebenso übernommenen ethischen Weisun- gen gibt es noch eine Fülle von jüdischen Religionsgesetzen, die praktisch alle Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

Bereiche des Lebens und der zwischenmenschlichen Beziehungen abdecken. Aus diesem Schatz alter Gesetze werden auch Antworten zu den gewichtigen Fragen der Gegenwart abgeleitet, wie Gen-Technologie, Sterbebeistand, Abtreibung, um nur einige Punkte zu nennen. Erstaunlich ist dabei, wie noch heutzutage so aktuelle Fragen anhand der Bibel und deren Auslegung, der talmudischen Diskussionen, be- leuchtet und beantwortet werden können. Diese starke ethische Prägung des biblischen und weiteren jüdischen Schrifttums ist neben den religiösen Traditionssträngen auch in säkularen Ansätzen jüdischer Philo- sophen, Schriftsteller und Künstler der Neuzeit bis in unsere Tage erkennbar. Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

Historische Aspekte, Politik
Nach der oben bereits erwähnten Zerstreuung des jüdischen Volkes in die Diaspora des ganzen römischen Reiches im Jahre 70 n. Chr. (bis ins Rheinland), begann für die neu entstehenden Gemeinden eine blühende aber auch wechselvolle Geschich- te. In Europa können im Laufe der Jahrhunderte drei große Zentren jüdischen Le- bens ausgemacht werden: Spanien, Westeuropa, Osteuropa. Hier kann kaum angedeutet werden, wie reichhaltig jüdische Kultur und Religiosität das europäische Geistesleben befruchtet haben. Auch in Deutschland gab es große jüdische Gemeinden: Worms beispielsweise wurde im Mittelalter als "Klein- Jerusalem" bezeichnet, wovon bis heute ein riesiger, alter jüdischer Friedhof, die wiederaufgebaute Synagoge und das Raschi-Haus zeugen. Aber ebenso waren in kleineren Städten, Gemeinden und Dörfern Juden ansässig, betrieben Handwerk und Gewerbe. Einträchtiges Miteinander, jedoch auch Verfol- gung und Vertreibung kennzeichnen die jüdische Geschichte. Heute gilt es, die Erin- nerung an die Reichhaltigkeit jüdischen Lebens in Europa zu erforschen und zu be- Nach der schrecklichen Judenverfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus sind im Nachkriegs-Deutschland in größeren Städten wieder jüdische Gemeinden entstan- den. Sie sind im Wachsen begriffen. Das Judentum darf keineswegs als "Museum" verstanden werden! Es ist eine lebendige, vielfältige Gemeinschaft in unserer Nach- Antisemitismus und Holocaust
Judenfeindschaft gab es bereits zu alttestamentlicher Zeit, wie das Buch Ester be- zeugt. Der Agagiter Haman wollte im 5. Jahrhundert v. Chr. alle Juden im persischen Reich vernichten (Est 3,6). Als Grund nennt er seinem König Artaxerxes: "Es gibt ein Volk, das über alle Provinzen deines Reiches verstreut lebt, aber sich von den anderen Völkern absondert. Seine Gesetze sind von denen aller anderen Völker verschieden." (Est 3,8) Die Besonderheit, Verschiedenheit und Fremdheit ei- Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

nes Volkes sind für den Heiden Haman Grund genug, die Ausrottung aller Juden anzuordnen. Quer durch die Jahrtausende wurde dieses Argument immer wieder herangezogen: Weil Juden ihre besondere religiöse und kulturelle Identität leben und wahren wollen, gelten sie dem Außenstehenden als suspekt, unloyal und somit der Verfolgung würdig. An der Weiterentwicklung der Judenfeindschaft hat das Christentum einen traurigen und beträchtlichen Anteil: Obwohl Jesus Jude war und seine Botschaft an Juden richtete, obwohl die Apostel und ersten Jünger, ebenso Paulus, allesamt Juden wa- ren, kam es nach Christi Tod zu Abgrenzungskonflikten zwischen dem bestehenden Judentum und der neuen "jüdischen Sekte", also denen, die sich zu Jesus Christus bekannten. Diese Streitigkeiten waren bereits bei der Abfassung der Evangelien und der paulinischen Briefe zu spüren, sodass sich selbst im Neuen Testament erste An- tijudaismen finden. Außerdem warf die junge christliche Gemeinschaft den Juden bald Mitschuld am Tode Jesu vor, obwohl die Besatzungsmacht der Römer die einzi- gen waren, die Todesurteile vollstrecken konnten und das Kreuz eindeutig ein römi- sches Hinrichtungsritual war; Jesus starb nicht durch die Juden, sondern durch römi- sche Hand, wobei einige der von Rom eingesetzten jüdischen Kollaborateure mitbe- Der christliche Antijudaismus ist eine der schweren Schuldgeschichten des Christen- tums. Im christlich gewordenen Europa begannen besonders im Mittelalter unter dem falschen Vorwurf der Brunnenvergiftung (in Pestzeiten) oder der Hostienschändung gegen Juden äußerst schwere Ausschreitungen. Durch kirchliche und staatliche Dek- rete wurden die Juden gezwungen, sich durch das Tragen bestimmter Klei- der kenntlich zu machen (Judenhut). Es kam zur Ausgrenzung (Zwangsgettos), Ver- treibung, Verfolgung und Massenmord an Juden, wie etwa zur Zeit der Kreuzzüge. Die Geschichte ist jedoch nicht "eingleisig" zu verstehen: In zahlreichen Fällen ha- ben kirchliche Instanzen, Bischöfe und Klöster, Juden gegen Ausschreitungen und Mord in Schutz genommen. In bestimmten Gebieten genossen jüdische Gemeinden für eine gewisse Zeit den besonderen Schutz des Landesfürsten, meist aufgrund wirtschaftlicher Interessen. Das Verhältnis zwischen Christen und Juden indes blieb widersprüchlich: Duldung und Verfolgung lösten sich mehrfach ab. Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

In der Neuzeit kam es zu einer fatalen Verschärfung des Antijudaismus der früheren Geschichte. Zur Zeit der Nationalstaaten entwickelte sich ein politisch und nationalis- tisch motivierter Antisemitismus, schließlich der Rassen-Antisemitismus, der im Nati- onalsozialismus seinen grausamen Höhepunkt annahm. Die Judenverfolgung im Dritten Reich ist bei- spiellos in der Ge- schichte, wurde sie doch mit bürokratischer Akribie und technischer Präzision betrieben. Das Reich der Kon- zentrations- und Ver- nichtungslager, "dieses verwünschte, verdammte, unmenschliche Reich, wo der Tod am laufenden Band fab- riziert wurde wie in anderen Fabriken Zahnpasta" (Elie Wiesel) forderte sechs Mil- lionen jüdische Opfer, davon 1,5 Millionen Kinder. Die Judenvernichtung geschah, so der Historiker Raul Hilberg, in vier Stufen: 1. Defi- nition; 2. Enteignung; 3. Konzentration; 4. Vernichtung. Am Ende war das Judentum in Europa fast völlig ausgelöscht, obwohl sich in vielen Gettos und Lagern spürbarer jüdischer Widerstand formierte. Niemals zu vergessen, um niemals wieder eine Wie- derholung zuzulassen, ist der Schwur der Auschwitz-Überlebenden und ihrer Nach- Aus diesem Grunde äußerte sich die katholische Kirche seit dem Zweiten Vatikani- schen Konzil bereits mehrfach, um klar gegen jeden Antisemitismus und Rassen- hass Stellung zu nehmen. Solche Texte gibt es von Seiten des Vatikans, der Bischö- fe, aber auch von anderen Kirchen. Im sogenannten „Heiligen Jahr 2000" hat Papst Johannes Paul II. durch eindeutige Worte und symbolische Gesten – etwa in seinem Schreiben „Mea Culpa" und auf seiner Pilgerreise durch Israel – die Fehler der Ver- gangenheit bedauert. Er ruft dazu auf, nie zu vergessen, was geschah, aber gemein- sam eine Zukunft der Verständigung und gegenseitigen Achtung zwischen Christen und Juden zu beginnen. Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

Land und Staat Israel

"An den Strömen Babylons,
da saßen wir und weinten,
wenn wir an Zion dachten."
So beteten bereits die Psalm-Beter der Bibel (Ps 137,1). Das Heimweh nach dem Zion, dem Tempelberg Jerusalems, war den in Verbannung lebenden Juden in bib- lischer und nachbilischer Zeit Anlas für unzählige Schriften, Gedichte und Lieder. Nach der Zerstörung des ersten Tempels Israels im Jahre 586 v. Chr. und der Rückkehr aus dem babylonischen Exil, wurde der Tempel ein zweites Mal errichtet, Jahrhunderte später von der römischen Weltmacht erneut zerstört (70 n.Chr.). Die- ses Datum markiert auch die Zerstreuung der Juden "in alle Welt". Die Sehnsucht nach Palästina jedoch blieb überall erhalten. Anstrengende Reisen führten einzelne zurück ins Heilige Land. Die Rückkehr des ganzen Volkes jedoch wurde in die messianische Zeit verlegt. Erst unter dem Eindruck des offensichtlich unausrottbaren Antisemitismus, der selbst in der Neuzeit, der Zeit nach der philoso- phischen Aufklärung, nach der Erklärung der Menschenrechte und der französischen Revolution, immer wieder aufflackerte, wurde Ende des 19. Jahrhunderts der Traum von einem eigenen "Judenstaat" (Theodor Herzl) in ein politisches Programm umge- schrieben: Der sogenannte Zionismus entstand. In jener Zeit begannen die ersten Einwanderungswellen, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts fortsetzten. Alija (wörtl.: Aufstieg) ist das hebräische Wort für die Ein-
wanderung ins Heilige Land. Immer mehr jüdische Siedler kamen nach Palästina, kauften Land und ließen sich vor allem in landwirtschaftlichen Siedlungen nieder. Die Hauptmotivation der Einwanderung war neben zionistischen Visionen die Angst vor Judenverfolgung und Antisemitismus in den Heimatländern Europas. Die einheimische Bevölkerung in Palästina bestand zum größten Teil aus Arabern, die allerdings nicht in einem Staatsgebilde zusammengeschlossen waren. Schon früh kam es zu Unmut und Widerstand gegen die jüdischen Einwanderer. Im Jahre 1917 versprach die britische Besatzungsmacht in der Balfour-Erklärung den Juden eine „nationale Heimstätte" in Palästina. Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

Die Situation jedoch blieb noch Jahrzehnte lang ungelöst. Arabische und jüdische Bevölkerung standen sich mehr und mehr feindlich gegenüber. Die Situation jedoch blieb noch Jahrzehnte lang ungelöst. Arabische und jüdische Bevölkerung standen sich mehr und mehr feindlich gegenüber. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde von der Vollversammlung der UNO mehrheitlich beschlossen, Palästina aufzuteilen in einen arabischen und einen jüdischen Staat mit klaren Gebietsgrenzen. Jerusalem sollte einen internationalen Status unter UN-Aufsicht erhalten. Die Jewish Agency (Hilfsor- ganisation für die jüdische Einwanderung nach Palästina) jubelte und stimmte zu, die Hauptmächte der arabischen Liga jedoch lehnten die Aufteilung ab – ein bis heute folgenschwerer politischer Fehler. Die Palästinenser waren damals noch ohne jede politische Vertretung und Organisation. Am 14. Mai 1948 proklamierte der jüdische Nationalrat (Vorsitz: Ben Gurion) die Gründung des Staates Israel. Er versteht sich als nationale Heimat für alle Juden, die dorthin auswandern wollen oder müssen. Vor dem Hintergrund der Judenverfolgung in aller Welt ist die Bedeutung des Staates Israel für das heutige jüdische Bewusst- sein zu verstehen. Israel wurde ein moderner, demokratischer Staat, in welchem die Verfassung Freiheit und gleiche Rechte für alle Bevölkerungsteile „ohne Unterschied von Religion, Rasse und Geschlecht" garantiert. Nicht alle israelischen Staatsbürger sind jüdisch; ein beträchtlicher Teil der Staatsbürger sind arabischer Abstammung. Der Konflikt um den neuen Staat hält jedoch bis heute an. Fünf Kriege (sowohl Ver- teidigungs- wie Präventivkriege) sowie zahlreiche terroristische Akte haben das Land und das Vertrauen der verschiedenen Bevölkerungsgruppen ineinander erschüttert. Wird es je Schalom (Frieden) geben? Wichtige Schritte sind unternommen. Inzwischen gibt es autonome und teilautonome Palästinensergebiete mit eigener Regierung, eigenem Bildungs- und Wirtschaftssys- tem. Immer wieder sitzen Israeli mit Palästinensern und Vertretern der Nachbarlän- der am Verhandlungstisch. Dahinter gibt es kein zurück. Eine Mehrheit der Bevölke- rung – sowohl der jüdischen wie der arabischen – will endlich Frieden. Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

Juden in Deutschland heute
Nach dem Schrecken der nationalsozialistischen Judenvernichtung glaubte man, dass es für Juden in Deutschland keine Zukunft mehr gäbe. In der Nachkriegszeit lebte nur noch ein Bruchteil der über 500 000 Juden in Deutschland, die vor 1933 in Deutschland gelebt hatten. Die meisten waren ermordet oder hatten noch die Chan- ce, rechtzeitig auszuwandern. Die kleinen jüdischen Gemeinden, die sich in den fol- genden Jahrzehnten bildeten, galten – von den Großstädten Berlin, Frankfurt, Mün- chen und Hamburg abgesehen – als „aussterbende Gemeinden", da es kaum junge Mitglieder und sehr wenig Kinder gab. Inzwischen ist ein völliger Wandel eingetreten. Die Öffnung Osteuropas ermöglichte es Zehntausenden von Juden aus den sogenannten GUS-Staaten, v.a. aus Russ- land, nach Deutschland auszuwandern. Zu Beginn des neuen Jahrtausend sind über es 40 000 integrierter russischer Juden, die in den ca. 80 jüdischen Gemeinden in Deutschland eine neue Heimat gefunden haben. Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland hat sich seit 1989 mehr als verdreifacht. Über 80 000 Juden sind zum großen Teil Mitglieder der jüdischen Gemeinden, manche haben sich aus verschie- denen Gründen keiner Synagogengemeinde angeschlossen haben. Die Dachorganisation der jüdischen Gemeinden ist der „Zentralrat der Juden in Deutschland". Er kümmert sich nach innen um die Belange der Gemeinschaft und der Kultur und hat sich nach außen als gesellschaftlich wichtige Stimme etabliert. Insbesondere der 1999 verstorbene, frühere Vorsitzende des Zentralrats Ignatz Bu- bis hat sich durch wichtige Beiträge zur demokratischen Kultur in Deutschland Gehör verschafft. Seine Formel „Ich bin ein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" haben sich zahlreiche hier lebende Juden zueigen gemacht. Er legte großen Nach- druck darauf, die Juden nicht nur in den Kategorien Leid, Vernichtung, und Tod zu sehen, sondern als eine jüdische Gemeinschaft mit Zukunft. Diese Zukunft bahnt sich an. Bei allen Problemen, die die Zuwanderung von russi- schen Juden für die kleinen Gemeinden mit sich bringt (Integration, Sprachprobleme, Wohnungs- und Arbeitsuche etc.), lebt das Gemeindeleben in vielen Fällen auf. Seit 1945 gab es nie so viele jüdische Kindergärten, Grundschulen, weiterführende Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

Schulen, Jugendzentren, Volkshochschulen, Forschungsstätten, jüdische kulturelle und religiöse Vereinigungen wie heute. Die hier aufwachsende Jugend versteht sich inzwischen mehr und mehr als deutsche Juden, denn als „Juden in Deutschland". Auch wenn es noch wenige Rabbiner gibt (knapp 20 für alle Gemeinden), nimmt das religiöse Leben neue, vielfältige Formen an. Die Rabbiner Gilbert S. Rosenthal und Walter Homolka schreiben für das beginnen- den 21. Jahrhundert: „Erst langsam erwacht in unserem Land ein Ahnen von der Vielgestaltigkeit jüdischer Existenz und von den Möglichkeiten eines jüdischen Le- bens, das der Zukunft zugewandt ist." Für Württemberg gibt es nur eine jüdische Gemeinde mit mehr als 2000 Mitgliedern mit Sitz in Stuttgart. Dort gibt es eine Synagoge, ein jüdisches Restaurant, ein Ge- schäft mit jüdischen Artikeln und viele weitere Einrichtungen, die von der Gemeinde getragen werden (Schulunterricht, Sozialverbände, Kultur- und Sportclubs). Der zu- ständige Landesrabbiner Joel Berger ist gleichzeitig Sprecher der Rabbinerkonferenz in Deutschland. Im Südwesten Deutschlands gibt es kleinere Gemeinden in Freiburg, Konstanz, Emmendingen, Lörrach, Karlsruhe, Baden-Baden, Mannheim und Pforz- Wer den Dialog mit Juden hierzulande sucht, wende sich am besten an eine der über 80 Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Auch in den Programmen von Bildungseinrichtungen, etwa den Volkshochschulen oder kirchlichen Bildungs- werken finden sich Veranstaltungen zum christlich-jüdischen Dialog. In Stuttgart gibt es beispielsweise regelmäßige Synagogenführungen mit Erklärungen zum jüdischen Leben und Brauchtum. Der im Januar 2000 gewählte neue Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, sagte gleich nach seiner Wahl: „Wir stehen nach wie vor, selbstverständlich, zum Dialog mit der nichtjüdischen Bevölkerung zur Verfügung, ohne Einschränkung. Nur durch Gespräche, nur durch Information kommen wir viel- leicht eines Tages dazu, dass die Normalität in der Begegnung zwischen Juden und Nichtjuden, die noch nicht vorhanden ist, irgendwann doch realisiert werden kann." Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

Weiterführende Gedanken
Erfreulicherweise ist der Dialog zwischen Christentum und Judentum in den vergan- genen Jahrzehnten weit vorangeschritten. Man hat begonnen, sich ernst zu nehmen und die jeweilig andere Tradition zu respektieren. Achtung und Toleranz sind die wichtigsten Werte im Austausch der Weltreligionen. Ebenso ein weiterer: die gegenseitige Kenntnis. Nur wenn wir voneinander wis- sen, wenn wir uns kennen- und verste- henlernen, wenn wir uns begegnen, kön- nen wir uns vor Vorurteilen, Falschurtei- len oder gar Ablehnung schützen. Kennt- nis jüdischer Religiosität, jüdischen Selbstverständnisses und gerade auch der Geschichte des Judentums in Deutschland, in den Städten und Dör- fern, in denen wir leben - Erinnerung und Begegnung also - sind bleibende Aufga- ben für Schule, Jugend- und Bildungsar- beit, letztlich für jeden von uns. Christliche und jüdische Religion sind von den Wurzeln her verbunden. Der Bund Gottes mit den Menschen ist das einende Band. Auf ihrem Weg zu Gott können sich Juden und Christen ohne Feindschaft begegnen, können voneinander lernen und im Austausch ihre eigene Glaubenspraxis vertiefen. Sie werden Verbindendes und Trennendes finden. Christen gehen ihren Weg im Glauben an Jesus Christus und die Offenbarung Gottes in ihm, Juden gehen ihren Weg im Glauben an die Offenbarung Gottes in der Tora. Beide Religionen und Kulturen jedoch sind geprägt von dem ei- nen Glauben an die Göttlichkeit Gottes und der Hoffnung auf die Menschlichkeit des Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik


Glossar

Aleph-Bet

Hebräisches Alphabet Alija
wörtl. Aufstieg, jüd. Einwanderung ins Heilige Land
Berachot
(sing.: Beracha) Segenssprüche Bet Ha-Knesset
wörtl. Versammlungshaus, Synagoge
Chassidismus
relig. Zweig des Judent.; ab 18. Jh. in Osteuropa Chanukka
jüdische Grundschule Chetubim
(oder: Ketuwim) gesammelte Schriften der Bibel
Erew Schabbat
Vortag des Sabbat (Freitag)
Galut
Ge ula
Befreiung aus dem Exil, Erlösung
Haggada
Erzähltradition des Judentums Halacha
Gesetzestradition des Judentums Hawdala
Zeremonie zum Sabbat-Ausgang Holocaust
wörtl. Ganzopfer d. Verbrennen; Judenvernichtung im Nationalsozialismus
Ivrit
Neuhebräisch; Landessprache im modernen Israel
Jeschiwa
Talmud-Schule, Talmud-Akademie Jom Ha-Azma'ut
Israel. Nationalfeiertag, Unabhängigkeit Israels Jom Ha-Schoah
Holocaust-Gedenktag Jom Kippur
Versöhnungstag; 10 Tage nach Rosch Ha-Schana
Kabbala
jüdisch-mystische Schriften des Mittelalters Kaddisch
Heiligung des Namens Gottes; Lobpreisung Gottes, auch Sabbat-Abend-Segen Kippa
Käppchen, rituelle Kopfbedeckung koscher
rituell tauglich, genuss- und nutzungsfähig
Maariv
Maschiach
hebr. Grundform von "Messias", wörtl. der Gesalbte, die erhoffte Erlösergestalt Mazzen
ungesäuerte Brote; Bedeutung am Pessach-Fest Mesusa
Kästchen mit biblischen Texten an der Wohnungstür Midrasch
wörtl. Auslegung; umfangreiche Kommentare zur Tora tägliches Nachmittagsgebet Mitzwa
plural: Mitzwot; Gebote der Tora Mussaf
Zusatzgebet an Feiertagen Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik


Newi'im
die prophetischen Schriften der Bibel
Pessach
auch Passa, Pascha: Befreiungsfest; Erinnerung an den Exodus, den Auszug aus Ägypten Purim

Rav
Gelehrter; Schriftkundiger Rabbi
mein Lehrer, Meister; Ehrentitel für Schriftgelehrte Rabbinat
Amt der geistig-religiösen Leitung einer Gemeinde Rosch Ha-Schana
wörtl. Kopf, Haupt des Jahres; Neujahrsfest
Sabbat
auch Schabbat: wöchentlicher, heiliger Tag des Judentums (Freitag Abend bis Samstag Abend) Schacharit
Schawuot
Sch'mone Esre
Achtzehn-Gebet; jüdisches Stammgebet Schoa
wörtl. Zerstörung, Vernichtung; hebr. Wort für Schofar
Sch'ma Jisrael
„Höre Israel!", jüdisches Stammgebet aus Dtn 6,4 ff erster Abend des Pessach-Festes wörtl. Ordnung, Reihenfolge; das jüdische Gebetsbuch Simchat Tora
Fest der Tora-Freude Sukkot
Laubhüttenfest (Sukka = Laubhütte) Synagoge
griechisches Wort für das hebräische Bet Ha-Knesset
Tallit
Gebetsmantel, Gebetsschal Talmud
wörtl. "Lehre"; entst. 1.-9. Jh. n. Chr.; umfassendes, bedeutendes Werk; Tora-Auslegung Tenach
Tora + Newi'im + Chetubim (die ganze Hl. Schrift) Tephillin
Tischa b'aw
Erinnerung an die Tempelzerstörung Tora
wörtl. "Weisung"; Heilige Schrift des Judentums; entspricht den 5 Büchern Mose (Pentateuch) Tschuwa
Tu b'schwat
Neujahrsfest der Bäume
Zionismus
politische Sammlungsbewegung für den jüdischen Staat

Kontaktadressen für christlich-jüdische Zusammenarbeit:

erinnern und begegnen –
Gesellschaft für Christlich-Jüdische
forum christlicher gedenkarbeit
Zusammenarbeit
Büchsenstr. 34 79108 Freiburg i.Br. 70174 Stuttgart Tel. 0761 / 5144-157 Fax. 0761 / 5144-152 Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik
e-mail:
Info-Tel. 0711 / 2 23 79 23 - Israel M. Lau: „Wie Juden leben. Glaube-Alltag-Feste", Gütersloh 1997.
(Rabbiner Lau bietet ausführliche Erläuterungen des gesamten jüdisch-religiösen Brauchtums.)
- Leo Prijis: „Die Welt des Judentums. Religion-Geschichte-Lebensweise",
München 1996.
(Gut lesbare Einführung in die großen Themen jüdischen Lebens.)

- Jakob J. Petuchowski/Clemens Thoma: „Lexikon der jüdisch-christlichen
Begegnung"; Freiburg i.Br. 1997. (Ein jüdischer und ein christlicher Theologe
haben dieses bedeutende Werk gemeinsam verfasst.)


- Roland Gradwohl: „Hasse nicht in Deinem Herzen" / „Frag den Rabbi" /
„Frag den Rabbi noch einmal", Stuttgart 1999. (Drei gut verständliche Schrif-
ten des Rabbiners Gradwohl sind hier zusammen gefasst.)


- „Was jeder vom Judentum wissen muß", Gütersloh 1997. (Ein vielbeachtetes
Standardwerk in Taschenbuchform; neue überarbeitete Auflage)
- Dieter Vetter: Die Wurzel des Ölbaums: Das Judentum, Freiburg i. Br. 1998.
(Kaum erschienen, schon ein Klassiker in vielfacher Auflage; vertiefende Hinter-grundinformationen)
- Gilbert S. Rosenthal/Walter Homolka: Das Judentum hat viele Gesichter. Die
religiösen Strömungen der Gegenwart, Darmstadt 1999 (Ein amerikanischer
und ein deutscher Rabbiner zeigen übersichtlich und verständlich die Vielfalt jüdi-
schen religiösen Lebens auf.)


- Richard Chaim Schneider: Wir sind da! Die Geschichte der Juden in
Deutschland von 1945 bis heute, Berlin 2000 (500 Seiten Informationen aus
erster Hand; mehr als 30 Gespräche mit prominenten jüdischen Zeitgenossen
über jüdisches Leben in Deutschland heute.)


- Der jüdische Kalender (Ölbaum-Verlag, Henisiusstr. 1, 86152 Augsburg. - Jähr-
licher Taschenbuchkalender mit den jüdischen Festen, mit Texten, Informationen, Literaturhinweisen; Adressen der jüdischen Gemeinden und Verbände in Deutschland, Österreich, Schweiz; Adressen aller Christlich-Jüdischen Gesell-schaften in Deutschland) Um weiterführende Hinweise und Informationen zur interreligiösen Begegnung wenden Sie sich bitte an: Bischöfliches Ordinariat
Hauptabteilung VI a
Religions- und Weltanschauungsfragen
Postfach 9
72101 Rottenburg a.N.
Tel.: (07472) 169-419
Judentum Glaube - Brauchtum - Ethik - Politik

Fax.: 169609


Source: http://glaubensfragen-oekumene.drs.de/fileadmin/HAVII/Interreligioeser_Dialog/Orientierungen_Judentum.pdf

bury.gov.uk

Business Opportunity ProfileBOP021 · August 2014 Restaurants typically serve a range of at-table menus throughout the day. Most are licensed toserve alcoholic drinks. Changes in licensing regulations and the introduction of extended opening hours have ledto increased competition in the eating-out sector. For example, many pubs and nightclubshave been forced to differentiate their services and increasingly offer banqueting and dining,and competition from fast-food chains and casual dining operators such as Nando's has alsoincreased the competition faced by independent restaurants.

southcheshireccg.nhs.uk

BRIEFING: Penile Prostheses for Erectile Dysfunction Mr. John P Hampson Public Health Specialist Cheshire West & Chester Council March 1st 2014 INTRODUCTION Erectile dysfunction has been defined as the inability to achieve and maintain a penile erection adequate for satisfactory sexual intercourse. It affects the quality of life for both patients and partners and is associated with relationship difficulties. Simple lifestyle measures such as regular exercise, smoking cessation and weight loss are effective options in men with these risk factors who have mild erectile dysfunction. Treatments include oral phosphodiesterase (PDE) inhibitors, vacuum erection devices, intracavernosal and intraurethral prostaglandins. 1 Two main types of penile prostheses are available – these are the semi-rigid or malleable type and also an inflatable version. The latter is more cosmetically acceptable. 2 This report is a rapid review of the literature which describes the effectiveness and place in management of penile prostheses in erectile dysfunction. METHOD A literature search of Medline and Embase was conducted using the keywords penile prosthesis, effectiveness and cost-effectiveness. In addition, the websites and databases of Cochrane, SIGN, NHS Evidence, NICE, Department of Health and the general internet were also searched. PATIENT OUTCOMES & SATISFACTION A retrospective study (2010) in Brazil analysed the effect of penile prostheses and interviewed 139 men. Nearly two thirds (64%) returned to the same sexual performance as they had before developing erectile dysfunction. Follow-up was for 40 months. 3 In a separate study, 69 men (presenting after nerve sparing radical prostatectomy) were given either tadalafil or a penile prosthesis. A significant difference was observed in the International Index of Erectile Function (IIEF) score. Follow-up was for up to 2 years. 4 Patient and partner satisfaction are generally high. One review recorded a patient and partner satisfaction rate as over 90%. 5 In a different study, couple satisfaction rate was 82% (n = 46 operations). No indication of the time period was given. 6 Efficacy and satisfaction following penile prosthesis implants were assessed using the IIEF score in 96 men. Significantly higher scores were obtained in the prosthesis group which tended to maximise after 12 months. 7 Perhaps the largest study (n =224) was conducted in Chinese men over 10 years. After six months, satisfaction rates were reported to be 89%. 8 However, most of these studies are observational.