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Wie Wildtiere
Blauer Engel
entzweit ein
auf Handystrahlen für das
Dorf im Allgäu




Samuel Hahnemanns Jünger freuten sich über ihren Trumpf: Homöopathie kuriert auch kranke Tiere. Seit Wissenschaftler dies wissen, rauben sie allen Kritikern die Argumente, die hartnäckig die Heilerfolge der sanften Medizin ins Reich der Phantasie abdrängen. Niemand wird ersthaft bei Pferden oder Katzen, die nach Hahne- manns Methode behandelt wurden und damit genesen sind, von Placebo-Effekt reden.
Umso mehr verwundert, dass weder Kritiker noch Befürworter des Mobilfunks diese Karte auszuspielen versuchten. Ob elektromagnetische Felder Vögel, Rehe oder Fledermäuse stören, blieb ohne Beachtung. Vielleicht, weil die Tiere sich nicht in Debatten mischen, wie wir Men- schen sie um Handys und Funkmasten ausfechten? Dabei gewänne der Streit an Sachlichkeit: Tieren kann niemand nachsagen, was mancher bei I M P R E S S U M Chefredakteure: Ilona
Jerger, Gerd Pfitzenmaier (verantw.) • Redak-
Menschen vermutet – dass ihre subjektiv empfundenen Beschwerden tion: Ulrike Fokken, Dr. Horst Hamm, Sabine
Leise • Schlussredaktion: Tilmann Haberer •
Bildredaktion + Artdirection: Rudi Gill •
Kopfgeburten sind.
Mitarbeit: Jürgen Schröder • DTP-Opera-
ting:
Franz Pagel • Geschäftsführung:
Erst unsere Recherchen brachten Naturschützer darauf, sich um die Dr. Ulrich Quiel, Gerd Pfitzenmaier • Verlags-
leitung:
Raimund Arntzen • Verlagsassis-
Wirkung von E-Smog auf Wildtiere zu kümmern. Neue Studien an tenz: Silvia Scherer • Rechte: natur media
gmbh • Herstellung: Friederike Mönnig, DVA
Stuttgart • Repro: Sycom, Parsdorfer Weg 10,
Rindern sollen 2006 fertig sein. Schade um die verpasste Chance, meint 85551 Heimstetten • Druck: Oldenbourg
Graphische Betriebe GmbH,
, Hürderstraße 4, 85551 Heimstetten • Anschrift des Verlags:
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natur.de • Titelfoto: Okapia, München
Mobilfunk + Gesundheit November 2002




Schee wars scho auf der Wiesn, und zünftig war es Aus dem Handy. Das war schon eine dolle Sache, dass die auch wieder. Das Oktoberfest hat halt Tradition.
Wiesn-Besucher sich aus dem Internet Wiesn-Klingeltöne Hendl, Maß und Steckerlfisch waren so wie immer auf ihr Handy laden konnten. Dazu gehörten selbstver- und wie immer auch teurer als im vergangenen Jahr.
ständlich auch „It's raining men" und „YMCA" – die Gas- Die Blaskapellen spielten auch wie immer ziemlich laut und senhauer heizen die Lust zum mobilen Einsatz erfahrungs- ziemlich stimmungsvoll. Und wenn die Bläser mal zur Ruhe gemäß erst so richtig an. Dabei wollte die Stadt München kamen, sackte die Stimmung nicht wie manch anderes eigentlich den Mobilfunk auf dem Oktoberfest möglichst ÜNCHEN unter den Tisch. Das ist zwar auch immer so, aber dieses Jahr einschränken und den Betreibern nicht erlauben, zusätzli- , M heizten die bewährten Wiesn-Hits die Gaudi einfach wei- che Sendemasten rund um die Wiesn aufzustellen. Wegen KAPIA ter an. Ohne Unterlass. Aus der Menschenmenge. „Resi, der Strahlenbelastung. Aber die Stadt hatte dann doch ein : O i hol di mit meim Traktor ab", trüdelte es von links, „In Einsehen. Und die Oktoberfest-Touristen konnten zueinan- FOTOS München steht ein Hofbräuhaus" dödelte es von rechts.
der finden. Wär ja auch schad gewesen, oder? „Resi, i hol di mit meim Traktor ab", düdelte es von links, wenn die Blaskapelle im Festzelt mal aussetzte.
im Allgäu DDie Wellen schlagen hoch in Heimen- im Frühjahr 2002 hat Bauer Josef Fink, kirch im Allgäu. Der Sendemast auf sonst allseits geachtet und anerkannt, Bauer Finks Kuhstall strahlt zwar nur sein Mandat wegen der Masten verlo- unterhalb der zulässigen Grenzwerte.
ren und musste auch seinen Posten als Aber was sind schon Grenzwerte, Stellvertreter des Bürgermeisters auf-fragen sich die 3600 Bürger in dem geben. Eine Nachbarin, die einige hun- beschaulichen Ort im Südwesten Bay- dert Meter von Finks Kuhstall mit dem erns. Sie sorgen sich um ihre Kühe, um Sendemast entfernt wohnt, brachte ihre Einnahmen aus dem Tourismus, sie den Stein zwei Monate vor der Wahl sorgen sich um ihre Gesundheit und ins Rollen. Sie wollte vom Gemeinderat um ihre Kinder. „Die sind hilflos den wissen, wie gefährdet Anwohner in der Mobilfunkstrahlen ausgesetzt", sagt Umgebung solcher Masten sind. Sie eine Mutter auf einer Podiums- leide unter den Strahlen. So richtig auf- diskussion zum Thema Mobilfunk im merksam geworden sei sie, als weitere Dorf. Ihre Kinder hätten ein veränder- Sendeanlagen zu den bereits vorhan- tes Blutbild, ihr Mann leide an Tinnitus, denen installiert werden sollten.
und in der Nähe ihres Hauses stehe seit „Erst zu diesem Zeitpunkt wurde 1997 der Mobilfunkmast. uns allen bewusst, dass wir hier ein 300 Besorgte aus Heimenkirch und Problem haben könnten", sagt Rolf Umgebung sind an dem lauen Som- Ochsenreiter, Töpfer und Landwirt, merabend in den Gasthof „Adler" über die damalige Gemütslage. Er sitzt gekommen. Sie werden bis weit nach für die Grünen im Gemeinderat und Mitternacht bleiben, trotz der sticki- ist Vorsitzender der vor über zehn Jah- gen Luft im großen Saal und trotz der ren gegründeten Interessengemein- hitzigen Auseinandersetzungen. Sie schaft zur Erhaltung unserer Land- streiten sich und sie regen sich auf, schaft (IGEL). Damals stritten sich die denn der Mobilfunk lässt die Gemüter Bürger mit dem Freistaat über die der sonst gelassenen Allgäuer bro- geplante Ablagerung von Rückstän- deln. Jeder will berichten, was er den aus der Müllverbrennung in der denkt, was ihn besorgt und was er in Region. Damals konnten sie sich den Ställen gesehen hat. Die Bauern durchsetzen: Die Müllverbrennung auf den Höfen in der Nähe von kam in der geplanten Form nicht. „Als Mobilfunkmasten hätten zunehmend Josef Fink eine Anlage aufs Dach Totgeburten im Stall und Tiere, die mit bauen ließ, hatte ich auch keine Ein- Missbildungen zur Welt kommen. Das wände gegen einen Mobilfunksender habe er selbst gesehen, erzählt ein auf dem Dach meines eigenen Stalls", Mann aufgebracht. „Sind wir eigent- sagt Ochsenreiter freimütig.
lich Versuchskaninchen?", fragt er Aber der Gemeinderat hat die Anfra- und bekommt kräftigen Applaus. ge der besorgten Nachbarin ernst Die Wellen schlagen hoch in Heimen- genommen. Sie müssten sich gründlich kirch. Bei den Gemeinderatswahlen informieren, beschlossen die Politiker November 2002 Mobilfunk + Gesundheit Ein Zankmast vor Weiß-Blau:
Die Bayern mögen keine
Sendemasten in ihrer Landschaft.
Mobilfunk + Gesundheit November 2002 In Heimenkirch ist
beschaulich. Seit dort
streiten sich die Dorf-
bewohner – wie auf
der Versammlung im
von den Grünen bis zur Jungen Union, umweltministeriums auch für die Orten, die der Öffentlichkeit zugäng- und die Belastungen in ihrem Dorf Mobilfunkmasten zuständig, hat im lich sind, deutlich unterhalb der beste- messen. Gemessen wurde inzwischen.
Herbst 2001 die Deutschen nach ihrer henden Grenzen für die Gesamtexposi- An fünf Punkten stellten Techniker Meinung zu den Elektrostrahlen tion" gehalten werden sollten.
Anfang Juni ihre Geräte auf, um die befragt. Im ganzen Land sorgen sich 35 In Bayern messen Fachleute derzeit Wellen über Heimenkirch und die Prozent der Bürger um die Belastungen an 400 Stellen die elektromagnetische Belastung von Mensch und Tier durch von den Mobilfunkmasten – in Bayern Belastung. „Ein weltweit einmaliges Mobilfunkstrahlen herauszufinden. sind es sogar 48 Prozent. Ansonsten landesweites Monitoring", hat der Das Ergebnis: „Alle Werte liegen weit weichen nur die neuen Bundesländer bayerische Umweltminister Werner unter den zulässigen Grenzwerten der Mecklenburg-Vorpommern mit 26 Pro- Schnappauf (CSU) die Aktion genannt.
zent, Sachsen mit 28 sagt Bürgermeister Rudi Janisch.
und Sachsen-Anhalt mit dem Aufbau des Damit entspricht Heimenkirch dem mit 18 Prozent signi- UMTS-Netzes weitere bayerischen Durchschnitt. „Die diver- fikant vom Bundes- Belastungen hinzu- sen Einzelmessungen in Bayern – auch durchschnitt ab. kommen, ist vorgese- bei unmittelbar besorgten Nachbarn – Der Präsident des Bundesamts für hen, die Untersuchung in zwei oder haben erbracht, dass an etwa 90 Pro- Strahlenschutz, Wolfram König, sieht drei Jahren zu wiederholen. Sinn zent aller Messorte höchstens drei Pro- „Orte besonders empfindlicher Nut- machen die Messungen allerdings nur, zent der zulässigen elektrischen Feld- zung": „Das sind Kindergärten, Schu- wenn die Messwerte hinterher auch stärke vorhanden sind, etwa ein Pro- len, Krankenhäuser und alle anderen lückenlos veröffentlicht werden. Das mille der zulässigen Leistungsflussdich- Orte, an denen sich vor allem kleine würde die Untersuchung auch von der te", sagt Jan Bernkopf vom Bayeri- Kinder aufhalten oder Menschen, bisherigen offiziellen Informationspoli- schen Landesamt für Umweltschutz. die auf Grund von Alter oder Krank- tik über die Standorte von Sendemasten Er sitzt auf dem Podium im Gasthof heit besonders empfindlich sind", unterscheiden. In der Vergangenheit „Adler" und versucht die Heimenkircher sagt König. „An diesen Orten soll- wurden diese Daten wie geheime Ver- zu beruhigen. „Nur in einem Einzelfall ten aus Gründen der Vorsorge die schlusssachen behandelt, an die kein zeigte eine Messung etwa elf Prozent Felder besonders gering sein." Die Bürger herangekommen ist. der maximal zulässigen Feldstärke." Auch die Unwissenheit hat die Aber Messungen allein beruhigen dem Umweltministerium zugeordnet, Angst geschürt. Die Diskussion in die Bürger nicht. Die Deutschen trau- hält die Grenzwerte zwar für ausrei- Heimenkirch steht stellvertretend für en den Stahlen der Mobilfunkmasten chend. Wegen der Häufung der Anlagen die Auseinandersetzungen um die nicht. Das Bundesamt für Strahlen- empfiehlt sie aber, dass „die Immis- befürchteten Risiken des Mobilfunks.
schutz, als Behörde des Bundes- sionen durch einzelne Verursacher an Auf dem Podium vertritt Ulrich Witt- November 2002 Mobilfunk + Gesundheit „Es gibt keine körperlichen Ursachen" Neurologe Dr. Hermann Ebel erforscht die Krankheitsbilder elektrosensibler Menschen. Eine
Diagnose für Elektrosensibilität gibt es bislang nicht. „Und ich bezweifle, dass wir eine finden."
Privatdozent Dr. Hermann
natur&kosmos: Gibt es Menschen, die
Ebel ist Neurologe und ärzt-
natur&kosmos: Eine seelische Ursache
auf Elektrosmog sensibel reagieren – oder licher Direktor an der Klinik
reicht Ihren Patienten als Erklärung nicht? sind das alles eingebildete Kranke? für Psychiatrie und Psycho-
Ebel: Dazu sind die meisten zu sehr aufs
Ebel: Hypochonder sind es sicher nicht.
Organische fixiert. Dahinter stecken ganz ein- Grundsätzlich muss man die Patienten ernst fache psychologische Vorgänge: Jemand lei- nehmen. Ich gehe immer davon aus, dass die Krankheits- det unter unspezifischen Störungen wie Kopfschmerzen bilder, über die diese Menschen klagen, nicht eingebildet und Schlaflosigkeit. Sich einzugestehen, dass dahinter sind. Am Anfang steht für uns also eine ausführliche körper- psychische Ursachen stecken könnten, ist den meisten liche Untersuchung. Ob es elektrosensible Menschen gibt, Menschen zu ungenau. Zudem haftet seelischen Erkran- weiß ich schlichtweg nicht. Ich kann Ihnen nur sagen: Es kungen immer noch ein gewisser Makel an, das wirkt gibt Menschen, die sich elektrosensibel fühlen, die über dann verrückt. Durch permanente Selbstbeobachtung unterschiedliche Beschwerden klagen und diese zum werden diese Symptome verstärkt. Die Patienten lesen Beispiel Sendemasten zuschreiben. Für ein Krankheitsbild womöglich, dass es andere Betroffene gibt, die genau der Elektrosensibilität gibt es allerdings bis heute noch dieselben Krankheitsbilder haben und diese Sendemasten keine Diagnose, und ich bezweifle sehr, dass wir eine finden zuschreiben. Viele sind richtig erleichtert, endlich eine werden. Dazu fehlen in der Forschung bislang noch jegli- Erklärung gefunden zu haben, und sammeln alle mög- che Anhaltspunkte, und die Daten, die es gibt, sprechen lichen Informationen, die ihnen Bestätigung liefern.
dagegen. Aber eine gewisse Unsicherheit bleibt natürlich.
natur&kosmos: Manchmal erkranken ja ganze
natur&kosmos: Wie viele Menschen sind betroffen?
Familien, die in der Nähe von Sendemasten wohnen. Ebel: Etwa ein Prozent der Bevölkerung fühlt sich
Wir nennen diesen Prozess Induktion. Anfangs elektrosensibel. Davon klagt jeder zehnte über schwere leidet vielleicht nur einer unter den Symptomen. Weil aber permanent darüber gesprochen wird, wird es zum natur&kosmos: Worunter leiden Ihre Patienten?
Familienthema und schließlich zur Realität. Wenn jemand Ebel: Das lässt sich nicht genau fassen. Es sind zahllose
davon überzeugt ist, Strahlung mache ihn krank, kann unspezifische Symptome der funktionellen Körperstörun- es ihm gelingen, dass auch die Angehörigen über unspe- gen: Kopfschmerzen, Probleme mit dem Herz-Kreislauf- zifische Symptome nachdenken. Die gemeinsam erlebte Lunge-System wie Herzrasen, Herzklopfen, beschleunig- Situation ändert zudem die Dynamik in der Familie: Über ter Puls, Atemnot. Häufig ist der Magen-Darm-Trakt das gemeinsame Elend lassen sich Konflikte ausblenden, betroffen mit Problemen wie Übelkeit, Durchfall. Aller- die Krankheit verbindet.
gische Reaktionen auf der Hautoberfläche sind eben- natur&kosmos: Dennoch klagen viele Menschen
falls nicht selten. Häufig klagen die Patienten darüber, darüber, elektrosensibel zu sein. dass viele Organsysteme gleichzeitig betroffen sind. Wer- Ebel: Zum Teil handelt es sich um Zeitgeist-Erkrankungen,
den sie untersucht, finden wir für diese vielen soma- und zu dieser These gibt es historische Bezüge. Verände- tischen Störungen keine körperliche Ursache. Und das rungen wurden von Menschen schon immer zum Anlass nährt den Verdacht, dass womöglich psychosomatische genommen, um darauf Krankheiten aufzubauen. Als im Erkrankungen dahinterstecken. Die gesundheitlichen 19. Jahrhundert vom Gänsekiel auf die Stahlfeder als Probleme von Menschen, die zum Beispiel stark unter Schreibwerkzeug umgestellt wurde, reagierten viele Men- beruflichem oder persönlichen Stress stehen, sind sehr schen mit unspezifischen Schreibkrämpfen und diffusen ähnlich zu denen bei Menschen, die behaupten, sie litten Beschwerden im Arm. Dahinter steckt sicherlich auch unter Sendemasten.
immer ein gutes Stück Skepsis dem Fortschritt gegenüber.
Mobilfunk + Gesundheit November 2002 Strahlen sind unsicht-
bar. Die Allgäuer
noch mehr Masten.
feld den Mobilfunkanbieter T-Mobile, Nähe von Mobilfunkmasten fühlen sich Wer eine neue Mobilfunkantenne auf Jan Bernkopf kommt vom Landesamt hilflos", sagt Jan Bernkopf vom bayeri- einem städtischen Gebäude errichten für Umweltfragen. Für die Skeptiker sit- schen Umweltschutzamt. Sie haben will, muss die schweizerischen Grenz- zen Leberecht von Klitzing, ein Kritiker Angst vor gesundheitlichen Schäden, werte einhalten. Aber es geht auch des Mobilfunks, und Klaus Buchner, trauen den Verantwortlichen in der noch tiefer. Die Bürgerwelle, ein der stellvertretende Bundesvorsitzende Politik nicht, müssen aber mit immer Zusammenschluss der Mobilfunkini- der Ökopartei ÖDP, auf dem Podium.
mehr Antennen leben. Denn die tiativen, nennt die Region Toscana als Ulrich Wittfeld und Jan Bernkopf Netze werden weiter ausgebaut, und leuchtendes Beispiel. Hier sei der neue trauen der wissenschaftlichen Diskus- dann kommen noch die Masten für Richtwert auf 0,000663 Watt pro sion und den Grenzwerten, die der die neue UMTS-Technik hinzu. „Ein Quadratmeter gesenkt worden.
Bevölkerung nach dem gegenwärtigen sachlicher Umgang mit dem Thema Ungeklärt ist allerdings: Werden Stand des Wissens Sicherheit garantie- ist notwendig, sonst verstreitet sich diese Grenzwerte tatsächlich einge- ren. Leberecht von Klit- am Schluss die gan- halten und überprüft? Und können zing und Klaus Buch- „Menschen in der ze Gemeinde", mahnt die Handynutzer noch mit gleicher ner halten genau diese Nähe von Masten Bernkopf die Bürger Qualität telefonieren? Die Mobilfunk- Grenzwerte für viel zu von Heimenkirch. betreiber müssen bei niedrigerer Sen- fühlen sich hilflos" hoch. Schon allein aus deleistung jedenfalls eine Vielzahl Gründen der Vorsorge müssten sie werden? Schwächere Sendeanlagen, neuer Masten aufstellen, um ihren gesenkt werden. Denn nach bayeri- dafür mehr Sender, sagen die Kritiker.
Kunden einen einwandfreien Emp- schem Baurecht müssen Anlagen, die Sie verweisen auf die Sendeleistung, fang zu garantieren. Da sind neue niedriger als zehn Meter sind, nicht die sich unter anderem in der so genehmigt werden. Und nur wenn genannten Leistungsflussdichte messen In Regensburg arbeiten die Mobil- die Sendeleistung mit mehr als zehn lässt. In Deutschland sind im D-Netz funkbetreiber deshalb mit der Stadt Watt abstrahlt, muss die Regulierungs- 4,5 Watt pro Quadratmeter erlaubt.
zusammen. Sie nutzen die vorhande- behörde für Telekommunikation und Aber es geht auch anders. In Salzburg nen Sendeeinrichtungen, regeln Kon- Post zustimmen. Darüber hinaus können zum Beispiel ist im Stadtgebiet die Leis- flikte am Runden Tisch und betreiben Gemeinden laut Deutschem Städte- tungsflussdichte auf 0,001 Watt pro intensive Öffentlichkeitsarbeit. Duis- und Gemeindebund nicht generell Quadratmeter begrenzt. In der Schweiz burg lässt bewusst Sendeanlagen auf Mobilfunkanlagen auf dem gesamten gelten 0,045 Watt pro Quadratmeter in Kindergärten, Schulen und Alten- Gebiet einer Gemeinde ausschließen. Gebäuden, in denen sich Menschen heime setzen mit dem Argument, dass Der Streit um Standorte von Sende- längere Zeit aufhalten. An diesen Wer- unter den Anlagen die Abstrahlung masten ist allerdings nur ein Teil ten orientiert sich auch die Stadt Mün- nur sehr gering ist. Das allerdings der Kontroverse. „Die Menschen in der chen. Der Stadtrat hat beschlossen: bezweifeln Kritiker. Adalbert Brütsch November 2002 Mobilfunk + Gesundheit Attrappen ahoi! AAlso, ich gebe zu, dass es unwahrscheinlich es zwar nicht bei Francis & Lewis. Da werde klingt. Aber während ich diesen Text schreibe, ich in Gelsenkirchen fündig. Bei Nautico.
wird ein Sendemast auf unserem Dach Denn Francis & Lewis International Ltd. ist montiert. Der zweite. Innerhalb eines halben nur eine von einer ganzen Reihe Firmen, die nach dem Motto „Tarnen und Täuschen" Dieses Mal ist der riesige Kran vor unserem versteckte Antennen anbieten. Haus nicht postgelb, sondern feuerrot. Wie Die Pressesprecherin von Francis & Lewis die Köpfe meiner Mitbewohner, die es nicht ist hocherfreut, dass sich eine Natur- fassen können, dass unser Hausbesitzer wie- und Umweltzeitschrift für ihre Produk- der über uns hinweg agiert. Und dies trotz der te interessiert, und legt Wert darauf, Protestbriefe vom letzten Mal. dass die Konstruktionen ihres Hauses Die Diskussion um die Sendemasten ver- „besonders geeignet sind für Natur- schärft sich nicht nur unter meinen Nachbarn.
schutzgebiete". Wichtig ist der Im ganzen Stadtgebiet purzeln Immobilien- Dame auch, dass ihre Produkte „die preise, wenn eine Antenne in Sichtweite funkt.
Umwelt schonen, weil sie Alterna- Das könnte bald der Vergangenheit angehö- tiven zu unansehnlichen herkömm- ren, denn: „Auswege aus dem Dilemma lichen Masten bieten". Und sie fügt haben Designer und Ingenieure aus dem noch an, dass auch für Städte mit Hause Francis & Lewis International Ltd.
architektonischem Ehrgeiz ihre gesucht" und in einer zweijährigen Arbeits- Designer an der „Verbindung von und Testphase offenbar auch gefunden. Eine Antennen und Kunst im öffent- „neue Produktlinie" wird angekündigt, die lichen Raum" arbeiten. „breite soziale Akzeptanz bietet." Soziale Angesichts dieser wunder- Akzeptanz? Durch weniger Strahlung? Ich lese vollen Angebote bin ich sehr gespannt weiter. „Das derzeit erfolgreichste gespannt, wie unsere dritte Produkt dieser Serie ist ein Antennenträger in Antenne aussehen wird.
Gestalt einer Zypresse, die in täuschend echt Denn ein bisschen Platz auf nachgebildetem, begrüntem Astwerk bis zu unserem Dach ist ja noch.
neun Antennen verbergen kann – genug fürbis zu drei Netzbetreiber." Von Steckverbin-dungen, die die Äste zusammenhalten, undBorken-Nachbildung ist die Rede. Und dass die Der Bootsmast ist kein
Lieferzeiten kurz seien, wird versprochen – im Bootsmast und die Zypresse
Katalog dieses englischen Mastenherstellers.
keine Zypresse: Was hier
Ziel: die Minimierung von Diskussionen.
zu sehen ist, sind getarnte
Eine Zypresse auf unserem Dach als Ausweg Funkmasten. Bei Sturm
EWIS aus dem Dilemma? Falsche Klimazone. Fal- lässt sich der echte
scher Standort. Ich blättere weiter zum Angebot „Boots- vom falschen Baum aber dann doch
RANCIS mast". Mit Flagge. Im oberbayerischen Binnenland auch unterscheiden: Er biegt sich nicht.
: F keine glaubwürdige Lösung. Für unser Haus käme der FOTOS schlichte Kamin in Frage. In feinster Ziegeloptik. Den gibt Wildtiere sind den Strahlen von Sendemasten besonders ausgesetzt.
MMobilfunk steht unter Verdacht. Käl- der Sendemasten von Mobilfunk- und die Deutsche Wildtierstiftung ber mit Missbildungen, Totgeburten anlagen erwartet er darum nicht. beschäftigen sich nicht mit dem im Kuhstall, plötzlich fiebernde Rin- Folgen des Mobilfunks werden Thema. „Die Natur hat bei 1,8 Giga- der und ungeklärte Todesfälle auf der auch für Fledermäuse diskutiert.
hertz keine Sensoren entwickelt, weil Kuhweide. Vor allem in Bayern wer- Schließlich orientieren sich die Tier- sie keine Verwendung dafür hat", den die Strahlen von Mobilfunk- chen nachts mit Ultraschall und leben erklärt Uwe Kullnick, Zoologe und masten für die merkwürdigen Tode als Bewohner von Dachböden in der Neurophysiologe, das ausbleibende und Missgeburten verantwortlich Nähe von Sendern. Aber auch hier: Phänomen. Kullnick erforscht seit gemacht. Beweisen lässt sich ein Fehlanzeige. „Wir kennen keine ein- über 20 Jahren die Auswirkungen von Zusammenhang nicht, aber die zige Beobachtung, die auf Änderun- elektromagnetischen Strahlen auf die Bauern können sich die schaurigen gen bei den Fledermäusen hinweist", Nervenzellen von Lebewesen. Da er Zustände im Stall nicht anders erklä- sagt Volker Runkel, der als Doktorand während seiner Forschertätigkeit ren. Denn alle betroffenen Landwirte der Biologie für die Koordinations- keine Hinweise auf negative Auswir- haben sie erst beobachtet, nachdem stelle Fledermausschutz Nordbayern kungen gefunden hat, ist er auch Vor- in unmittelbarer Nähe zu ihren arbeitet. Auch bei Runkels Kollege sitzender des Arbeitskreises Mobil- Weiden oder Ställen ein Mobilfunk- Andreas Zahn in Südbayern liegen funktechnik und Gesundheit bei mast errichtet wurde. keine Klagen vor – immerhin laufen Bitkom, einem Interessenverband der Aber kann eine Technik verant- bei den Schutzstellen alle Daten aus Informationswirtschaft. „Es gibt kein wortlich gemacht werden, nur weil Tier, das sensitiv auf die elektomagne- Geschehnisse unerklärlich sind? Bei tischen Felder in dem Bereich reagie- Weder Fledermäuse Wildtieren zum Beispiel suchen Wis- ren würde", sagt Kullnick. noch Zugvögel stören senschaftler vergeblich nach den Fol- Selbst bei Kühen und Kälbern hält gen des Elektrosmogs. Etwa bei Zug- sich an den Strahlen sich die Zahl der Beobachtungen in vögeln, die sich am elektromagneti- Grenzen. Beim Präsidenten der hes- schen Feld der Erde orientieren: Flie- der Fledermausbeobachtung in Bay- sischen Landestierärztekammer, Ale- gen die Tiere einen Umweg, oder fin- ern ein. Mehr aus Neugier denn aus xander Herzog, kommen zurzeit den sie gar den Weg nicht mehr? „Es akutem Anlass wollen die Forscher kaum Klagen an. „Missbildungen bei gibt keine negativen Daten. Nichts, nun dennoch eine Langzeitstudie Kälbern gab es auch vor dem Mobil- absolut null", sagt Peter Berthold, starten. Sie haben deshalb die Deut- funk", sagt der erfahrene Tierarzt Experte für Vogelflug und Ornitho- sche Telekom um Geld gebeten, um und ehemalige Professor der Uni loge der Vogelwarte Radolfzell der Fledermäuse in einem Kirchendach Gießen. Max-Planck-Gesellschaft. Seine Zunft zu beobachten, in dem ein Sende- Völlig offen ist heute auch noch, beobachtet schon lange, ob der mast aufgestellt werden soll. wie die kurzwelligen Mobilfunk- Vogelflug durch die viel stärkeren Da es bisher keine Beschwerden strahlen und mögliche Krankheiten Sender von Radios, Radaranlagen über Elektrosmog bei Wildtieren gibt, zusammenhängen sollen. Das fällt oder den Funktürmen von Flughäfen engagieren sich auch die Umweltver- auch den Mobilfunkfirmen auf.
beeinträchtigt werde. „Aber da ist bände nicht. „Wir hatten bisher kei- „Diese bei Kühen vermuteten Folgen ÜNCHEN nichts Auffälliges beobachtet wor- nen Grund, in Sachen Wildtiere aktiv zeigen keinerlei Logik", sagt Ine Gers- , M den", sagt Berthold. „Es gibt nicht zu werden", sagt Jörn Ehlers, Spre- tenschläger, die bei dem Mobilfunk- KAPIA mal Einzelmeldungen", beendet er cher des WWF Deutschland. Auch der betreiber T-Mobile als Expertin für die : O alle Spekulationen. Auswirkungen Naturschutzbund Deutschland (Nabu) Auswirkungen elektromagnetischer FOTO November 2002 Mobilfunk + Gesundheit Mobilfunk + Gesundheit November 2002 Eggert Peperkorn ist verunsichert. Auf seiner Wiese Zeit ein in „vor dem Turm" und „nach dem Turm". Frü- am Rande des Dorfes Schoenefeld in Schleswig-Holstein her, sagt er, früher sei alles gut gewesen. Früher – das stehen sieben Kühe im Gras, ängstlich zusammen- ist vor 1996. Da kam der Turm. Jetzt sei nichts mehr, gedrängt, wie Bauer Peperkorn findet, und möglichst wie es war. „Unter den fünf Totgeburten waren zwei weit weg von dem Mobilfunkmast am Rand der Wiese. Kälber ohne Schwanz, eins mit viel zu langen Beinen, „Vor zwei Jahren hatten wir noch 14 bis 15 Tiere", sagt und eines hatte keinen Darm. Früher", sagt Schneider, er im schweren Platt des Nordens. Seit zehn Jahren hält „hatten wir eine Fehlgeburt in fünf Jahren." er Kühe. Massige Galloways, breite Tiere im Teddybären- Dann redet er von Geschwülsten voller Wildfleisch, von Look mit dunkelbraunem, gekräuseltem Fell. Sie sind blutenden Nabelbrüchen, offenen Rücken. Von Kühen, friedfertig, genügsam, widerstandsfähig und stehen das die morgens gesund auf die Wiese gehen, abends mit ganze Jahr auf der Weide. Sie bringen gutes Fleisch, Fieber zurückkommen und tot zusammenbrechen. Ein wenn auch nicht so viel, wie Landwirte sich das wün- Trauma für den Landwirt. Schneider ist nicht so vorsich- schen. Peperkorn leiht sich darum einen Bullen der tig wie Peperkorn: Sein Hof liegt an einem Hang. 150 etwas fleischigeren Limousin-Sorte aus und stellt ihn Meter entfernt steht auf einem Dach unterhalb der jeden Sommer sechs Wochen zu den Kühen auf die Weide eine Mobilfunkanlage, deren Sender genau in Weide. Das ist so üblich. Das macht Peperkorn seit zehn der Höhe seiner Wiese liegt. „Auch der Gesundheits- Jahren so. Den Rest machen die Kühe: Galloways und dienst sagt, dass es daran liegen könnte. Aber der steht Limousins gelten als fruchtbar und unkompliziert, sie in der Öffentlichkeit nicht dazu", sagt der Bauer. bringen die Kälber ohne die Hilfe des Bauern zur Welt Während der Landwirt Peperkorn ein norddeutscher und verstecken sie eine Weile in der Wiese. Einzelfall ist, scheint es in Süddeutschland eine Epidemie Normalerweise bringt jede Kuh ein gesundes Junges von Missgeburten und Totgeburten zu geben. „Ich pro Jahr auf die Welt. „Bei uns ist die Zahl der Geburten kenne 50 bis 60 Höfe, bei denen die Missbildungen um die Hälfte zurückgegangen", sagt Peperkorn, noch keine betriebsbedingten Gründe haben", sagt Karl immer staunend und ratlos. 1999 haben Mobilfunkbe- Schweinberger, Redakteur des „Landwirtschaftlichen treiber einen 30 Meter hohen Sendemast in Sichtweite Wochenblatts" in München. Doch viele Bauern hätten der Wiese aufgestellt – damals war noch alles normal. Angst, in der Öffentlichkeit als schlechte Landwirte Doch schon 2001 ging die Zahl der Jungtiere um ein dazustehen, und versteckten sich. „Das sind aber keine Drittel zurück. Eggert Peperkorn hat sich nicht viel dabei schlechten Bauern", verteidigt sie Schweinberger. gedacht. Als aber 2002 nur noch die Hälfte seiner Kühe In Bayern hat sich der Verdacht darum über die Reihen gekalbt haben und er tote Kälber in der Wiese fand, ist der betroffenen Bauern hinaus eingenistet: „Wir haben der Bestand auf sieben Tiere gesunken. Da hat die zehn Betriebe mit Missgeburten und plötzlichen Todes- Ungewissheit sich langsam zum Verdacht verdichtet. fällen, bei denen der Verdacht besteht, dass es an den Doch Peperkorn ist ein vorsichtiger Mann. Tod und Anlagen liegt", sagt ein Versicherungsmakler aus dem Unfruchtbarkeit will er nicht vorschnell auf den Mobil- Allgäu. Er erfährt von den Fällen, wenn die Bauern bei funkmast schieben. Aber er hat im Fernsehen von ihm Lebensversicherungen für ihre Tiere abschließen. Da Bauern gehört, die ähnliche Probleme haben. „Wir sind müssen sie den finanziellen Schaden wenigstens nicht skeptisch", sagt er. Eigentlich sei der Mast sehr weit selbst tragen. Versicherungsbetrug schließt er aus: „Die weg. 500 Meter steht er von der Weide entfernt. Aber Bauern, die wir kennen, sind erfahrene Züchter, die rich- Peperkorn hat keine andere Erklärung für die Todesfälle: ten ihre Tiere nicht bewusst zu Grunde." Die Koppel, das Wasser, das Futter – nichts hat sich auf Doch was löst die merkwürdigen Fälle von Unfruchtbar- seinem Hof geändert in den vergangen Jahren. Lediglich keit, Totgeburten und Missbildungen aus? Untersuchun- der Turm ist neu. gen der Universität München an Peter Schneiders Kühen Über kranke und missgebildete Rinder durch den Mobil- haben keinerlei Erklärungen für deren plötzlichen Tod funk kursieren bundesweit Dutzende Verdachtsfälle. geliefert. Die Blutwerte und Kotproben sind ohne ver- „Meine Kühe hatten von Januar bis März fünf Missge- wertbaren Befund geblieben. Und weil es keine Erklä- burten", erzählt Peter Schneider. Sein Hof bei Ottobeu- rung gibt, steht für einige bayerische Bauern fest: Die ren in Süddeutschland ist seit Generationen in Familien- Mobilfunkanlagen machen die Tiere krank. besitz. Schneider hat 40 Milchkühe, und auch er teilt die November 2002 Mobilfunk + Gesundheit Tauben lassen sich durch elektromagnetische Strahlen nicht ablenken
Felder arbeitet. Wenn die Wirkung der liegt? Es könnte genauso gut Gründe haben, die bislang niemand kennt.
Romuald Schaber. Müssten sich nicht so dramatisch wäre, dann müssten Tatsächlich weisen die Fälle einige mehr Bauern bei ihm melden? Und sich in Tierversuchen im Labor bei Merkwürdigkeiten auf. Niemand hat wie kommt es, dass sich fast kein wesentlich höheren Strahlungsbelas- etwa eine Antwort auf die Frage, wes- Bauer für das Mobilfunkforum von tungen deutliche Auswirkungen halb die Missbildungen bei Kühen nur Karl Schweinbergers „Landwirtschaft- zeigen. „Da ist aber nichts", sagt Gers- in Süddeutschland auftreten. Gibt es lichem Wochenblatt" im Internet in- tenschläger. Was sagt denn Statistik ein Süd-Nord-Gefälle in der Strahlen- teressiert? Schweinberger wartet seit aus? Kaffeetrinker sterben zum Monaten auf Meldungen weiterer Beispiel statistisch gesehen öfter an Fälle. Das Resultat ist fast gleich null. Lungenkrebs als Nicht-Kaffeetrinker.
Ganz so leicht ist der Verdacht auf nur in Süddeutschland „Löst Kaffeetrinken deswegen Krebs schädliche Nebenwirkungen nicht von aus?", fragt Gerstenschläger. Unwahr- missgebildete Kühe der Hand zu weisen. Das Bayerische scheinlich. Kaffeetrinker sind häufig Staatsministerium für Landesentwick- auch Raucher, und darum findet empfindlichkeit? Sind ostfriesische lung und Umweltfragen hat auf Druck man bei Kaffeetrinkern, die zugleich Kühe widerstandsfähiger als die Kolle- der Bauern schon 1998 eine Studie in Raucher sind, mehr Krebsfälle als sonst gen aus dem Hochland? Noch gibt es Auftrag gegeben, die den Zusammen- in der Bevölkerung. Die Statistik legt keinen Fall von Missbildungen in hang zwischen Funk und Krankheiten also einen Zusammenhang nahe, der Norddeutschland (siehe Seite 14). Wie aufklären sollte. Die im vergangenen nicht besteht, sagt Gerstenschläger.
kommt es, dass der Bundesverband Jahr vorgestellten Ergebnisse geben Das gelte auch für Kühe und Sende- deutscher Milchviehhalter zwar 2500 keine Entwarnung. Im Gegenteil: Sie masten. Es gibt Tote, es gibt Fehl- Mitglieder hat, aber nur ein Dutzend zeigen eindeutig, dass der Mobilfunk geburten: Aber ob das an den Strahlen Verdachtsfälle kennt, fragt sich das die Tiere stresst. Außerdem haben die Mobilfunk + Gesundheit November 2002 Fledermäuse orientieren sich mit Ultraschall – Sendemasten und deren Strahlen ignorieren sie.
Forscher ungewöhnliche Störungen in drängendes Problem", sagt Klaus des bayerischen Umweltministeriums.
der Zellteilung festgestellt. Doch die Kühntopp vom Taubenverband. Wenn Konsequenzen aus ihrer vorhandenen Studie hat einen Haken. Während der es so ernst wäre, dürfte bei den Rinderstudie ziehen die Bayern aber Untersuchungen litten die Rinder an Tausenden von Masten in Deutschland einer Viruserkrankung. Dadurch las- „keine Taube mehr nach Hause Derweil will das Bundesministerium sen sich die Ergebnisse nur einge- für Umwelt nun für 250 000 Euro eine schränkt nutzen. neue Studie über Rinder und die mög- Nach den Rinderbauern bringen lichen Auswirkungen des Mobilfunks Tauben finden trotz nun auch Schweinehalter den Mobil- auf die ungeklärten Todesfälle an die funk mit den Missbildungen bei ihren Tierärztliche Hochschule Hannover Ferkeln in Verbindung. Bei Wissen- immer ihren Schlag vergeben (siehe Interview S. 17).
schaftlern, die sich mit dem Thema Damit die Ergebnisse nicht wieder beschäftigen, melden sich nun auch „Es ist nichts bewiesen", sagt Neitz- angefochten werden können, lässt Taubenzüchter: „Die Leute sagen, ke. „Aber es melden sich viele Men- man sich bei der Ausarbeitung des dass ihre Tiere länger über dem Schlag schen mit ähnlichen Beobachtungen, Konzepts Zeit: „Bis Ende des Jahres kreisen und den Weg schlechter und das kann kein Zufall sein." Doch werden wir noch beraten, Anfang finden", erzählt Peter Neitzke vom neue Untersuchungen fehlen. Das 2006 könnten die Ergebnisse vorlie- Ecolog-Institut. Aber er weiß auch, bayerische Umweltministerium schiebt gen", sagt Wolfgang Kemmer, Leiter dass sich beim Bundesverband der die Verantwortung an die Kollegen in des Referats für biologisch-medizini- Taubenzüchter in den vergangenen der Bundesregierung. „Berlin soll aus sche Fragen des Strahlenschutzes.
drei Jahren nur 15 bis 20 Züchter mit den 50 Milliarden Euro für die UMTS- Dann soll endlich geklärt sein, ob der Mobilfunksorgen gemeldet haben – Lizenzen weitere Untersuchungen Mobilfunk die Rinder krank macht von 70 000 Mitgliedern. „Das ist kein bezahlen", sagt Peter Frei, Sprecher Marcus Franken November 2002 Mobilfunk + Gesundheit „Hochleistungskühe sind sensibel" Prof. Lothar Kreienbrock ist Direktor des Instituts für Biometrie, Epidemiologie und Informationsverarbeitung
der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Er plant eine neue Studie zum Thema Rinder und Mobilfunk.
„Es gibt Fälle von
natur&kosmos: Herr Kreienbrock, Sie
verminderter Leistung bei
müssen die Tiere aussuchen und beobach- beschäftigen sich seit vielen Jahren mit der Milchkühen, mit Aborten
ten, die Wälder und Felder beschreiben, aber Wirkung elektromagnetischer Strahlung auf und Missbildungen, für
auch Proben nehmen und auf Parasiten und Tiere. Was haben Sie gefunden? die es keine tierärztliche
Bakterien untersuchen. Das wäre nicht Kreienbrock: Das Institut für Pharmako-
wenig Aufwand, aber nicht unmöglich. Bis- logie, Toxikologie und Pharmazie an der her sammelt die Forschung hierzu allerdings Tierärztlichen Hochschule führt seit mehr als einem Jahr- nur sporadisch Daten.
zehnt Versuche bei Ratten durch, die zeigen, dass bei natur&kosmos: Wie ernst nehmen
Expositionen über 100 Mikro-Tesla vermehrt Brust- Sie die Beobachtungen der Jäger? tumore auftreten. Das liegt weit über den normalen Kreienbrock: Das ist sehr schwer zu sagen, zumal ich
Belastungen. Bei geringeren Dosen wurde im Tierversuch nicht weiß, wie häufig solche Beobachtungen sind. Wenn nichts gefunden.
der Jäger den Mast im Wald nicht mag und dann um den natur&kosmos: Trotzdem haben Sie beim
Mast herum viele missgebildete Tiere sieht, klingt das Bundesamt für Stahlenschutz eine neue Studie nach einem typischen Fall von fokussierter Wahrneh- an Nutztieren beantragt. Warum? mung. Das ist wie mit den Kinderwagen: Werdende Kreienbrock: Es gibt vor allem in Süddeutschland Fälle
Eltern sehen plötzlich so viele Babys und Kinderwagen mit verminderter Leistung von Milchkühen, mit Aborten auf der Straße wie nie zuvor.
und Missbildungen, für die es keine tiermedizinische natur&kosmos: Wie sieht nun Ihre Rinderstudie aus?
Erklärung gibt. An der Tierärztlichen Hochschule melden Kreienbrock: Wir wollen kleine und große Betriebe
sich inzwischen auch Schweinehalter, die Störungen im repräsentativ aussuchen und nach ihrer Mobilfunk-Expo- Betrieb durch elektromagnetische Felder beklagen. Die so sition einstufen. Dann wollen wir die Milchleistung der genannte Bayerische Rinderstudie zu dem Thema war Tiere über die Jahre, die Betriebsdaten der Höfe wie Zahl nicht optimal, darum wollen wir eine neue Feldstudie der Tiere und Art der Haltung, das Verhalten der Tiere in machen. Ein Problem im Stall kann man nicht durch einen Bezug auf Liegen und Wiederkäuen und die Kühe auf Versuch im Labor bearbeiten.
Krankheiten und Verhaltensauffälligkeiten untersuchen.
natur&kosmos: Warum sind Kühe als Studienobjekt
natur&kosmos: Was für Ergebnisse erwarten Sie?
so interessant? Kreienbrock: Die bayerische Studie zeigt, dass die
Kreienbrock: Die heutige Michkuh ist ein sehr weit
Störungen, wenn sie auftreten, gering sind und grund- gezüchtetes Tier. Anders ausgedrückt: Hochleistungs- sätzlich schwer zu erkennen sind. Möglicherweise treten kühe sind sehr sensible Bioindikatoren, bei denen kleine Effekte nur bei der Überlagerung mehrerer Sender oder Einwirkungen große Folgen haben können. einer besonderen tiermedizinischen Konstitution auf. Es natur&kosmos: Müsste nicht auch das Verhalten
deutet sich an, dass elektromagnetische Felder ein von Wildtieren untersucht werden? Stressfaktor sein könnten und zu Verhaltensveränderung Kreienbrock: Dazu fehlt bisher eine Forschungsthese.
führen. Auswirkungen erwarten wir zuerst bei den Von welchen Auswirkungen will man ausgehen? sensiblen Hochleistungskühen. Hier könnte Stress auch natur&kosmos: Jäger berichten von geändertem
die Fehlgeburten erklären.
Verhalten der Tiere oder Fehlbildungen. natur&kosmos: Wann rechnen Sie mit Ergebnissen?
Kreienbrock: Das kann viele Ursachen haben, vielleicht
Kreienbrock: Die Studie liegt dem Bundesamt für Strah-
auch die Wirkung elektromagnetischer Felder. Wenn man lenschutz zur Bewilligung vor. Wenn wir 2003 beginnen das untersuchen will, muss man in ausgewählten Revie- können, schließen wir 2006 ab. Zwischenergebnisse könn- ren genaue epidemiologische Studien durchführen: Sie ten wir schon nach einem Jahr, also 2004, präsentieren.
Mobilfunk + Gesundheit November 2002 fürs Handy „T„Tue Gutes und rede darüber" – das amt „übereilt erarbeitet worden", Es gebe anerkannte Grenzwerte ist ein altes Motto, demzufolge man teilt auch der Bundesverband Infor- für die zulässige Strahlung, kontert seine eigenen Leistungen ins rechte Bitkom-Sprecher Kullnick. Das neue Licht setzen sollte. Wenn es darum tion und neue Medien (Bitkom) mit: Gütesiegel sei „eine Senkung des geht, Fähigkeiten und Vorteile neuer „Was jetzt auf dem Tisch liegt, führt Grenzwertes durch die Hintertür".
Produkte zu würdigen, ist die Industrie nur zu Fehlinformation und zur Ver- „Grenzwerte und Vorsorge sind zwei meist auch eifrig bemüht, den Nutzen unsicherung des Nutzers", urteilt Aspekte des Strahlenschutzes, die für den Käufer oder Umweltvorteile Uwe Kullnick vom Bitkom-Arbeitskreis einander ergänzen", versichert Wolf- möglichst schillernd hervorzuheben.
Mobilfunktechnik und Gesundheit.
ram König. Doch die Industrie zieht Nicht so beim Handy. Die Jury Dementsprechend haben auch Moto- nicht mit: „Das können wir dem Käufer Umweltzeichen hat sich in Zu- rola, Nokia, Sony-Ericsson und Sie- nicht vermitteln", sorgt sich Marion sammenarbeit mit Umweltbundesamt mens – allesamt Anwärter auf den Kessing von Alcatel. Und sie verweist und Umweltministerium dafür ent- Blauen Engel – keinerlei Anstalten dabei vor allem auf diejenigen Handy- schieden, einen Blauen Engel für gemacht, sich um das neue Gütesiegel typen, die keinen Blauen Engel erhal- strahlungsarme Mobiltelefone zu ver- ten würden. „Aber auch da besteht geben. Ziel: Der Verbraucher soll auf Bundesumweltminister Jürgen Trit- keinerlei Gefahr für den Verbraucher, den ersten Blick sehen, wie er die per- tin und BfS-Präsident Wolfram König denn alle Geräte halten die gesetz- sönliche Strahlenbelastung verringern appellieren deshalb gemeinsam an die lichen Grenzwerte ein – und das wird kann. Darüber hinaus testete das Handyhersteller, den Umweltengel zu durch das CE-Zeichen auf Mobilfunk- Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) beantragen und zu verwenden. „Viele telefonen dokumentiert." 133 Geräte und kam zu dem Ergeb- Menschen bewegt die Frage mög- Grundsätzlich sind sich darin alle nis, dass immerhin zehn Handymodel- einig: Hersteller, Umweltministerium, le mit dem Blauen Engel ausgezeich- durch Handystrahlen", so Minister Strahlenschutzkommission und die net werden könnten (siehe rechte Trittin. „Der Blaue Engel als Kennzei- Jury Umweltzeichen. Aber die Initiato- Seite). Das große Problem: Die Indust- chen erleichtert die Orientierung und ren, die jetzt den Blauen Engel fürs rie will mit dem neuen Gütezeichen bietet eine gute Entscheidungshilfe Handy ins Leben gerufen haben, beto- nichts zu tun haben.
vor dem Kauf." Und Strahlenschützer nen, dass es grundsätzlich darum „Alcatel wird den Blauen Engel für König ergänzt: „Beim geht, „unnötige Expositio- strahlungsarme Handys nicht bean- Schutz der Bevölkerung nen zu vermeiden bzw.
tragen", bestätigt Unternehmens- vor elektromagne- unvermeidbare Expo- sprecherin Marion Kessing. Und das, sitionen möglichst obwohl gleich zwei Geräte von Alcatel spielt die Vorsor- vom BfS als strahlungsarm eingestuft ge eine entschei- werden. Begründung: Der für die dende Rolle.
Horst Hamm Engel-Vergabe festgelegte Grenzwert Unser Ziel ist es, habe keine wissenschaftliche Grund- lage und würde nur zur Verwirrung der Verbraucher führen. Die Vergabe- mögliche Risiken zu kriterien seien vom Umweltbundes- November 2002 Mobilfunk + Gesundheit Strahlungsarme Handys Das Bundesamt für Strahlenschutz testete Handys auf gramm Körpermasse beträgt – gemittelt über zehn ihre Strahlenbelastung. Die so genannte spezifische Gramm Körpergewicht. Um mit dem Blauen Engel aus- Absorptionsrate (SAR) ist ein Maß für die Belastung, der gezeichnet zu werden, darf das Gerät nicht mehr als das menschliche Gewebe ausgesetzt ist. Grundsätzlich 0,6 Watt pro Kilogramm abstrahlen. Das BfS testete werden in Deutschland nur Handys zugelassen, deren die gängigen Mobilfunktelefone. Die aufgelisteten maximale Leistung nicht mehr als zwei Watt pro Kilo- Modelle erfüllen die Anforderungen des Blauen Engels. Alcatel Alcatel SAR [W/kg]
0,49 0,52 0,34 EB-GD 92*) SAR [W/kg]
0,38 0,49 *) nicht mehr im Handel Geräten, die das Bundesamt für Strahlen-schutz getestet hat, erfüllen nur zehn die Die Industrie mauert Kriterien des Blauen Engels. Das ist eineindeutiges Ergebnis, durch das kein Ver-braucher verwirrt wird. Im Gegenteil: All Je niedriger die Leistung, mit der ein Handy auf Ohr, diejenigen, die darauf achten, mit mög- Auge oder Hirn strahlt, desto geringer die Belastung. lichst geringer Strahlenbelastung zu tele- Um das zu begreifen, muss man kein Fachmann sein. fonieren, werden um 123 Geräte einen Damit König Kunde gute Geräte auf den ersten Blick möglichst großen Bogen machen. Und erkennen kann, gibt es seit kurzem den Blauen Engel. genau das fürchtet die Industrie. Sie wird Doch die Industrie mauert. Sie will den göttlichen Boten tatsächlich nur schwer vermitteln können, Horst Hamm ist Redakteur
nicht beantragen. Vordergründig sagen die Mobilfunk- warum all diese Geräte mit einer höheren vertreter, der Verbraucher würde verwirrt, weil er plötz- Leistung senden müssen. Mit vorsorgen- lich vor verschiedenen Grenzwerten stünde, dem ge- dem Verbraucherschutz hat ihre Verweigerungshaltung setzlichen und dem des Umweltzeichens – dabei seien jedenfalls nichts zu tun, sondern nur mit der Sorge, dass letztlich doch alle Geräte völlig unbedenklich. Doch die Mehrzahl der Geräte als Ladenhüter enden könnten. hintergründig geht es um etwas anderes. Von 133 Aber auch das durchschaut der Laie. Mobilfunk + Gesundheit November 2002 die Vielfalt des Lebens! Erleben Sie jetzt mit
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Appl Microbiol Biotechnol (2005) 68: 598–606 Mette Hedegaard Thomsen Complex media from processing of agricultural cropsfor microbial fermentation Received: 2 March 2005 / Revised: 3 June 2005 / Accepted: 3 June 2005 / Published online: 5 August 2005 # Springer-Verlag 2005 Abstract This mini-review describes the concept of the more than the cost of transporting the material from their